Oberhausen. Studienabbrecher Mark Weinem startet erstmalig in der Berufswelt durch: Die Arbeitsagentur förderte seine Umschulung zum IT-Systemkaufmann. Jetzt hat er einen Arbeitsvertrag in der Tasche.
Ausgiebig ausschlafen und am Wochenende zusammen mit den Kollegen herausfinden, wieso sich Dortmund als Bierstadt rühmt: Ganz sachlich beschreibt Mark Weinem, wie er seine bestandene Prüfung zum IT-Systemkaufmann feiern wird. Dabei kann man nur ahnen, welch immense Anspannung sich aus dem Nervenkostüm des Oberhauseners gelöst haben muss. Schließlich war die Umschulung für den 38-jährigen Studienabbrecher wohl „die letzte Chance, einen festen Job zu bekommen“, wie er es selber formuliert.
Sonderprogramm der Arbeitsagentur
„Dass ich jetzt sofort die Möglichkeit habe, im neu erlernten Beruf zu arbeiten, ist schon ein Traum“, sagt Weinem. Als Consultant verstärkt er das Team eines Dortmunder IT-Unternehmens, berät Kunden zu Web-Anwendungen, überwacht Termin-Einhaltungen und feilt an den Produkten. Damit gehört er zu denjenigen Oberhausenern, die 2011 mit Hilfe des Sonderprogramms der Arbeitsagentur „Initiative zur Flankierung des Strukturwandels“ direkt in einen festen Job durchstarteten. Dies waren 38 von 64 Geförderten – also 60 Prozent.
„Mit dem Programm fördern wir Leute ohne abgeschlossene Berufsausbildung die arbeitslos gemeldet sind. Oder diejenigen, die vier Jahre nicht in ihrem gelernten Beruf gearbeitet haben,“ so Agentursprecherin Katja Hübner. Wer sich also eine zukunftsträchtige Branche ausgeguckt hat und seinen Arbeitsvermittler überzeugt, dass er genügend Eigenmotivation mitbringt, kann auf eine Umschulung oder eine Teilqualifikation hoffen. Auch das Nachholen von Abschlüssen ist denkbar.
Es ist nie zu spät
„Ohne diese Riesen-Chance hätte ich mich vermutlich ewig mit Nebenjobs durchschlagen müssen wie damals“, blickt Mark Weinem zurück. Da er über Jahre hinweg seine Großmutter pflegte, hatte er irgendwann in seinem Studium der Sozialwissenschaften und Geschichte den Anschluss verloren. Nach dem Studienabbruch hielt er sich dann längere Zeit mit vorwiegend freiberuflichen Tätigkeiten als EDV-Dozent oder pädagogischer Mitarbeiter über Wasser.
„Mit 35 Jahren sah ich aber für mich gar keine berufliche Perspektive mehr. Das war die Initialzündung. Da habe ich mich für die zweijährige Umschulung beworben.“ Weinem warnt jedoch davor, in einer bewilligten Förderung einen Selbstläufer zusehen. „Ohne Eigeninitiative und Engagement funktioniert’s nicht. Man sollte sich im Vorfeld über die verschiedenen Bildungsträger informieren. Gerade auch bei der Wahl einer Praktikumsstelle ist Sorgfalt geboten“, rät der 38-Jährige, dessen Praktikumsgeber längst zu seinem Arbeitsgeber geworden ist.
Dass es fast nie zu spät ist, sich beruflich umzuorientieren, betont Katja Hübner. „Für unsere Förderung gibt es prinzipiell keine Altersbeschränkung.“ Sie verweist auf einen 55-Jährigen, der kürzlich seine Umschulung zum Altenpfleger begann. „Das ist viel besser als in Hartz IV abzurutschen. Ein erfolgreicher Abschluss ist Balsam für die Psyche und gut für jeden Lebenslauf.“