Trotz großer Anstrengung: Das Studium neben dem Beruf wird immer beliebter. Evers und Oxea bieten Kombi-Lehren an
Seit Einführung der Studiengebühren glauben viele Schüler: Für ein Studium braucht man entweder reiche Eltern oder man muss sich verschulden, um das nötige Kleingeld für die universitäre Ausbildung aufzubringen. Daher wollen viele lieber schon direkt nach der Schule in die Arbeitswelt einsteigen und entscheiden sich für eine Lehrstelle. Ein Studium ist dann dennoch möglich, denn Institutionen, wie die Hochschule für Ökonomie und Management (FOM), bieten Studiengänge neben dem Beruf oder der Ausbildung an.
Anna Schröer, Dominik Rahn und Cheryl Montalbo sind sogenannte „Azudenten“ der Oberhausener Evers GmbH. Das bedeutet: Sie sind gleichzeitig Auszubildende von Evers und Studenten der FOM in Duisburg und Essen. Sie machen eine duale Ausbildung, die Praxis und Theorie, Uni und Betrieb verbindet. Während des Studiums arbeiten sie von Montag bis Freitag im Betrieb, während sie zusätzlich mittwochs, freitags und jeden zweiten Samstag die Hochschulbank drücken - oft in den Abend hinein.
Anna Schröer (21) ist momentan im dritten Semester des Bachelor-Studiengangs „Business Administration“. Ihr gefällt das duale System, sie weiß aber auch, dass man nur sehr wenig Freizeit hat. „Man muss sich gut organisieren können, dann kann man auch Freizeit haben“, meint die 25-jährige Cheryl Montalbo, die ihr Studium 2009 abgeschlossen hat. Die drei ehemaligen und aktuellen „Azudenten“ konnten am Mittwoch ihr Wissen über die duale Ausbildung an Gäste einer philippinischen Studiengruppe weitergeben, welche dieses System in ihrer Heimat etablieren wollen. Auch die acht neuen Auszubildenden, die Anfang September ihre Ausbildung zum Groß- und Einzelhandelskaufmann bei Evers beginnen, werden neben der Ausbildung studieren.
Einige andere Betriebe in Oberhausen ermöglichen ihren Mitarbeitern und Auszubildenden ebenfalls ein Studium neben dem Beruf. So sind es beispielsweise bei Oxea Ruhrchemie momentan neun Auszubildende, die an der FOM im Management- oder Ingenieurbereich studieren. Bei der AOK Oberhausen studiert eine Mitarbeiterin, um den Titel der Betriebswirtin zu erhalten.
Aber genau wie ein Vollzeitstudium muss auch ein berufsbegleitendes Studium gezahlt werden: rund 300 Euro kostet es im Monat. Die Finanzierung muss häufig von den Studierenden selbst übernommen werden, einige Unternehmen übernehmen diese, andere, wie zum Beispiel die AOK, zahlen die Studiengebühren ab dem zweiten Lehrjahr, wenn die Auszubildenden gute Noten erreichen.
Wie bei einem „normalen“ Studium gibt es jedoch verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten, etwa ein Bildungskredit oder ein Aufstiegsstipendium. Doch die Investition lohnt sich: Viele Arbeitgeber unterstützen das berufsbegleitende Studium und ermöglichen Aufstiegschancen für den erfolgreichen Abschluss.
Angelika Steiner, Geschäftsführerin der Evers GmbH, begrüßt vor allem die duale Ausbildung: „Wir backen uns unseren Nachwuchs sozusagen selbst“.
Voraussetzung für das Studium neben dem Beruf ist die Fachhochschulreife, eine Beschränkung durch Numerus Clausus (also eine Zulassungsbeschränkung durch den Zeugnis-Notenschnitt) gibt es an der FOM nicht.
Neben der FOM gibt es noch viele andere Hochschulen, an denen neben dem Job studiert werden kann. Vor allem Fern-Universitäten sind beliebt. Informationen über die verschiedenen Möglichkeiten gibt es unter www.studieren-berufsbegleitend.de.
Beratungstermine möglich
Auch beim Studium neben dem Beruf hilft die Agentur für Arbeit weiter: Unter www.arbeitsagentur.de und im Oberhausener Berufsinformationszentrum, Mülheimer Straße 36, kann man sich über das Voll- und Teilzeitstudium informieren. Wem individuelle Beratung besser gefällt, kann unter 01801/55 51 11 einen Beratungstermin vereinbaren. Auch die Hochschulen selbst laden zu Infoveranstaltungen: Die FOM in Essen lädt am 15. Februar um 17.30 Uhr und die FOM in Duisburg am 30. März um 18 Uhr zum Bachelorinfoabend. Weitere Infos: www.fom.de.