Oberhausen. Mit „Leckerschmecker” setzt das Oberhausener Theater zu Spielzeitbeginn einen Akzent in Sachen Kindertheater. Die anrührende Geschichte über ein Mäusemädchen, dass so gerne einen Mäusefreund haben möchte, zeigt Verständigung über Sprachgrenzen hinweg. Und dass Liebe durch den Magen geht.

So kann nur Jamie Oliver kochen, glasklar englische Küche: Spaghetti, Zwiebeln, Tomaten, alles verpackt in den Topf, Pasta a Britannia, hoch lebe das Vorurteil in Sachen Inselgourmets. Dem jungen Publikum vom Kindergarten bis zur Gymnasialreife fällt der Unfug natürlich sofort auf: „Ihr müsste das erst auspacken”, brüllt der vielstimmige Kidschor. Aber Mippelmaus und Moppelmaus stellen sich taub und zaubern tatsächlich eine Riesenschüssel Spaghetti aus dem Großfamilientopf.

Bon apetito, die „Leckerschmecker”-Premiere am Samstagnachmittag im Malersaal war nicht nur der uneingeschränkte Höhepunkt des Theaterfestes, sie war nicht nur eine Drei-Sterne-Vorspeise zu den Hauptgerichten ab 18. September, sie war allerfeinstes Theater und das nicht nur für Kids knapp jenseits der Pampersbrigade.

Eine anrührende Geschichte

Jeans Renshaw erzählt eine ganz anrührende Geschichte von dem Mäusemädchen, das so gern einen Mäusefreund haben möchte. Und als es diesen endlich aus dem Spülbecken fischen kann, spricht der nur Englisch. Fortan geht es bilingual weiter und wenn eine Maus der anderen die Banane wegfuttert, dann ist dies ohnehin international verständlich.

Eine medizinische Untersuchung endet mit der Diagnose: Moppelmausens Unwohlsein ist nicht nur Trauer über den schamlosen Mundraub, sondern einfach Hunger, also ran an Olivers Kochbuch. Wie kocht der Co-Star (neben Tim Mälzer) aller minderjährigen Küchenkünstler Spaghetti? Ergebnis: s.o., insulanisch.

Behutsam, sinnlich und verträumt

Jean Renshaw setzt ihre Vorlage wundervoll in Szene, spielt mit den Tempi, forciert mal das Szenario, mal lässt sie es vor dem großen Käse, der zum Elend aller Parmesanfans einem Leerdamer gleicht, auch mal behutsam, sinnlich verträumt angehen. Bühnenbildner Ingomar hat ebenso stimmig wie praktikabel gebaut, Löcher statt Türen, auch so funktionieren Suchspiele. Das alles hat viel Musik, durchgängig choreographiert Jean Renshaw als gelernte Tänzerin ihre Inszenierung, eine Tanzsprache, die jeder versteht.

Sie wird von Susanne Burkhard und Gabriel Wong zauberhaft umgesetzt. Das ist richtig große, mimisch brillante Schauspielkunst und nicht minder gut gesungen. Die Liedtexte sind wie kleine musikalische Übersetzungshefte vom Deutschen ins Englische und umgekehrt. Das „Leckerschmecker”-Lied, entdecken erst die Erwachsenen dieses superfeine Theaterereignis, hat das Zeug zum Publikumshit der Spielzeit.

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