Oberhausen.
Seit diesem Jahr gilt in Oberhausen ein neues Preissystem für Trinkwasser. Wer nur wenig Wasser verbraucht, zahlt damit trotzdem deutlich mehr als noch 2011. Der große Aufschrei blieb bisher aber aus: „Es haben sich bei uns kaum Kunden mit Nachfragen zu dem neuen System gemeldet“, zeigt sich Siegfried Gendries von der Rheinisch-Westfälischen Wassergesellschaft (RWW) ein wenig erstaunt.
Befürchtet hatte man intern durchaus, dass es in Oberhausen zu Protesten und vielen Fragen kommen könnte. In Zwickau hatte eine ähnliche Systemumstellung bei den Wassertarifen des örtlichen Versorgers sogar zu Demonstrationen geführt. 2005 wurden dort die fixe Grundgebühr deutlich erhöht und dafür der Preis für die verbrauchte Wassermenge gesenkt - ähnlich wie dies RWW nun in Oberhausen verwirklichte. In Ostdeutschland gingen die Bürger damals auf die Straße, um gegen die neuen Tarife zu protestieren. Nur eine aufwendige Werbekampagne konnte die Lage entspannen.
RWW wollte sich gut auf den Systemwechsel vorbereiten
Deshalb wollte RWW ihren Systemwechsel gut vorbereiten: Schon seit 2008 haben die Experten des Wasserunternehmens mehr als 25 Gremien in ihrem Versorgungsgebiet mit über 135 000 Wasseranschlüssen besucht. Auch in Oberhausen sprachen sie mit den Fraktionen. Eine der ersten Fragen aus der Politik: Bestraft RWW mit ihren neuen Tarifen nicht das Wassersparen?
Gendries gibt zu: „Sicherlich wird es einige Extremsparer geben, die benachteiligt werden.“ Im Gegenzug gebe es dafür aber auch Gewinner. „Familien mit Kindern, die tendenziell viel Wasser verbrauchen müssen, profitieren von den neuen Tarifen.“
Der RWW-Marketingmann bezeichnet die neuen Preise als ausgewogener, weil damit die tatsächlichen Vorhaltekosten für das gesamte Wasserrohr- und Aufbereitungssystem besser abgebildet werden.
Fachkreise sehen Tarifsystem als Vorbild
„Die Kunden müssen erkennen, dass hier ein System vorgehalten wird, dass immer gut funktioniert soll, ob nun wenig oder viel Wasser verbraucht wird.“ In Spitzenzeiten wie etwa zur Halbzeitpause der Fußball-WM erwarte jeder, dass seine Toilette funktioniere.
Gendries betont, dass RWW mit der neuen Preisstruktur keine höheren Einnahmen erzielen wolle. „Wir wollen nur sicherstellen, dass unsere fixen Kosten gedeckt sind.“ Die Politik habe gefordert, dass die meisten Kunden im Schnitt nur fünf Prozent mehr oder weniger fürs Trinkwasser bezahlen sollten.
In Fachkreisen wird das RWW-Tarifsystem als Vorbild gesehen. Wasserversorger in ganz Deutschland planen ihre Preise ähnlich zu ändern. „Die Versorger stecken allesamt in der gleichen Kostenfalle“, meint Gendries. Immer weniger Menschen verbrauchen immer weniger Wasser, derweil stiegen die fixen Kosten für Rohre, Wasserwerke und Arbeitskräfte stetig.
RWW macht jährlich einen Umsatz von 107 Mio Euro und erwirtschaftet einen Überschuss von gut 10 Mio Euro. Eigentümer sind RWE, Oberhausen, Bottrop, Gladbeck, Mülheim, Recklinghausen.
WAZ macht den vergleich: Reichen Sie Ihre Wasserrechnungen ein
RWW hat nicht einfach die Preise geändert, sondern ein neues Tarifsystem entwickelt. Statt der Größe des Wasserzählers ist nun die Anzahl der Haushalte in einem Wohngebäude ausschlaggebend für die Berechnung der Grundgebühr. Diese steigt, der Verbrauchspreis sinkt. Was heißt das für den Kunden?
RWW und Ihre WAZ Lokalredaktion bieten einen besonderen Service an: Hauseigentümer können bis Freitag, 27. Januar, ihre letzte Wasserrechnung einreichen. Die RWW-Experten schauen sich aus den eingereichten Rechnungen zwölf Stück an, kalkulieren, wie hoch die Wasserkosten bei gleichem Verbrauch im neuen Tarifsystem sein werden. Rechnungen von Mietern können leider nicht berücksichtigt werden, da Vermieter die Wasserkosten auf verschiedene Weise weitergeben.
Rechnungen an: redaktion.oberhausen@waz.de oder WAZ-Redaktion, Goebenstraße 57, 46045 Oberhausen.