Oberhausen. .

Die WAZ-Redaktion Oberhausen, die Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft (RWW) und das Neusser Institut für empirische Sozial- und Kommunikationswissenschaft (IESK) testeten mit 15 Oberhausenern acht Wassersorten.

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Eigentlich trinkt Bürgermeisterin Elia Albrecht-Mainz nur Wasser, das auch sprudelt. „Stilles Mineralwasser schmeckt mir nicht. Ich mag es, wenn es auf der Zunge prickelt“, sagt die SPD-Politikerin. An diesem Tag will sie aber eine Ausnahme machen: Albrecht-Mainz ist eine von 15 Testern, die an einer gemeinsamen Aktion der WAZ-Redaktion, des Neusser Instituts für empirische Sozial- und Kommunikationswissenschaft (IESK) und der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW) teilnehmen. Leitungs-, Tafel- und Mineralwasser unterschiedlicher Preisklasse und Herkunft wollen sie verkosten und beurteilen – blind. IESK-Leiter Uwe Pöhls verspricht vorab: „Das wird nicht einfach.“

Am Testtag überlässt er nichts dem Zufall: Die Trinkproben haben eine Temperatur von 18 Grad Celsius, die nummerierten Gläser sind allesamt mit dem gleichen Spülmittel gereinigt worden und nun mit der gleichen Menge Wasser befüllt. „Nicht, dass jemand glaubt, das vollste Glas könnte das günstigste Wasser enthalten.“ Zu den Proben erhält jeder Tester einen Fragebogen, auf dem er Geruch und Geschmack des Wassers bewerten kann sowie seine Art bestimmen soll.

„Das Problem sind die Leitungen“

Doch vor der ersten Verkostung will Ursula Jäger noch sicher gehen, dass mit dem Wasser auch wirklich alles in Ordnung ist: Erst vor kurzem habe sie eine Meldung über verkeimtes Leitungswasser gelesen. Die Universität Duisburg-Essen war im Trinkwasser öffentlicher Einrichtungen auf Legionellen sowie andere Bakterien gestoßen. „Ich dachte immer, dass unser Wasser besonders streng kontrolliert wird. Wie können sich dann Bakterien darin entwickeln?“, fragt die 60-Jährige. RWW-Sprecher Ulrich Schallwig: „Wenn Wasser zu lange steht oder Leitungen zu alt sind, können sich Biofilme bilden. Das Problem liegt nicht im Trinkwasser, sondern in den Leitungen.“

Damit genug gesagt, nun wird getrunken: Uschi Wischermann, Geschäftsführerin des Best Western Parkhotels, versucht, das Mondwasser aus den Bayrischen Alpen herauszuschmecken: „Als die Sängerin Nena bei uns übernachtete, musste ich dieses Wasser für sie besorgen.“ Da habe sie sich gleich selbst ein paar Flaschen gekauft. „Besonders gut geschmeckt hat es nicht.“ In Erinnerung geblieben ist es der Vorsitzenden der Dehoga-Kreisgruppe wohl auch nicht: „Für mich schmecken diese Wässerchen alle gleich.“

Kaum Unterschiede?

Das findet auch Bernd Meinert. Immer wieder nippt der 64-Jährige an seinen acht Gläsern. „Zuerst glaubt man noch, Unterschiede zu riechen und zu schmecken“, sagt er und nippt an Glas Nummer sechs. „Aber jetzt. . .“

Ob Leitungs- oder Mineralwasser, geschmacklich macht das vielleicht keinen Unterschied, aber wie steht es mit den zusätzlichen Nährstoffen, mit denen Mineralwasser versetzt werden? Kann unser Kraneberger da überhaupt mithalten? „Auch im RWW-Wasser stecken Mineralien und Spurenelemente“, sagt Dr. Christoph Donner von RWW und verweist auf die Wasseranalysen, die das Unternehmen regelmäßig durchführt. „Ein Liter Trinkwasser aus dem Wasserwerk Mülheim-Styrum enthält u.a. 47mg Calcium, außerdem Magnesium und Eisen.“ Reicht das aus? Angelika Wösthoff, Leiterin der Verbraucherzentrale, stimmt dem Techniker eingeschränkt zu: „Wer auf zusätzliche Mineralien angewiesen ist, muss grundsätzlich auf eine ausgewogene Ernährung achten und dazu gehört im Einzelfall auch ein Mineralwasser.“ Älteren oder kranken Menschen etwa, die übers Essen keine ausreichenden Nährstoffe zu sich nehmen, empfiehlt sie ein Mineralwasser. Auch Sportler sollten dazu greifen, so Wösthoff zu RWO-Spieler und Co-Tester Mike Terranova. „Jedem anderen kann ich unser Leitungswasser nur empfehlen. Es ist das am besten kontrollierte Lebensmittel.“

Das Ergebnis: 15 Teilnehmer - 15 Geschmäcker

Zusammenfassend gesagt: Zu dem Wassertest hat sich Politik, Wirtschaft und Sport an einen Tisch gesetzt: Neben Bürgermeisterin Elia Albrecht-Mainz (SPD) probierten Uschi Wischermann (Vorsitzende der Oberhausener Kreisgruppe des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga) sowie Dr. Christopher Donner (Bereichsleiter RWW Technik), RWO-Spieler Mike Terranova und Angelika Wösthoff, Leiterin der Oberhausener Verbraucherzentrale, die edlen Tröpfchen aus Nah und Fern. Zehn Leser haben sich für den Test außerdem angemeldet: Karin Berude, Karl Cholewa, Siegfried Dreßler, Rolf Hillen, Ursula Jäger, Bernd Meinert, Anke Ostendorf und Georg Pech sowie Anne Bodengesser-Zimmermann und Birgit Wieners von unserem Leserbeirat.

Getestet wurde in drei Gruppen, jede einzelne votierte anders: In der ersten Gruppe landete das Mondwasser, das Sängerin Nena so gut mundet, auf dem ersten Platz, erst mit deutlichem Abstand folgten das Fiji-Wasser und das RWW-Leitungswasser. Die zweite Gruppe hingegen sah das Wasser von den Fiji-Inseln vorne, gefolgt von dem französischen Volvic und dem heimischen Kraneberger, Marke RWW. Der dritten Gruppe schmeckte das tasmanische Regenwasser „Cloud Juice“, das teuerste der getesteten Wässerchen, besonders gut. In allen drei Gruppen schnitt das WAZ-Redaktionswasser gut ab und landete deshalb in der Gesamtwertung (siehe Kasten) auf dem zweiten Platz, den es sich mit dem Volvic-Wasser teilt.

Um welche Marke es sich bei den jeweils verkosteten Wässern gehandelt hat, konnte kaum einer der Tester richtig zuordnen. Im Schnitt lang jeder Teilnehmer nur einmal richtig, einer von ihnen hatte sogar drei Treffer. Hier lag das Leitungswasser vorn: Es wurde von vier Testteilnehmern richtig erkannt. Der Rest lag deutlich daneben, erkannte es entweder als als Heil- oder Luxuswasser.