Oberhausen. .
Mit 50 noch einmal durchstarten und eine ganz neue Ausbildung machen?
Die Agentur für Arbeit hat dies als Perspektive für ältere Arbeitslose genannt - auch angesichts des Fachkräftemangels in einigen Branchen. Doch wie groß ist die Bereitschaft in den Personalabteilungen der Unternehmen, solche Leute auch tatsächlich einzustellen?
„In Bezug auf ältere Arbeitnehmer gibt es generell einen Wandel und eine neue Offenheit in den Betrieben“, sagt Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes mit Sitz in Duisburg, zu dessen rund 700 Mitgliedsunternehmen auch viele Firmen aus Oberhausen zählen. Weil es schwieriger geworden sei, Stellen zu besetzen, „rücken ältere Arbeitnehmer mit ihren Fähigkeiten in den Fokus“, sagt Wolfgang Schmitz. „Die Unternehmen legen Programme auf, um sie möglichst lange zu binden.“
Wer innerlich brennt, erhält neue Job-Chance
Dazu zählen Gesundheitsschutz, aber auch vermehrte Qualifizierungs- und Fortbildungsangebote für ältere Kollegen in der Belegschaft. „Da sind natürlich auch die älteren Arbeitnehmer gefragt, sich darauf einzulassen und den beständigen technischen Wandel mitzumachen.“
Aber wie ist das, wenn jemand in einem Job ganz neu anfangen will als Älterer? „Das kommt auf den Einzelfall an. Wenn das jemand ist, der brennt und das Verlangen hat, sich einzubringen, dazu die passende Ausbildung oder den passenden Erfahrungshintergrund hat, ist das heute gut möglich“, sagt Wolfgang Schmitz. Entscheidend sei, was der potenzielle Arbeitnehmer für das Unternehmen leisten könne.
Sekundärtugenden machen vieles wett
Wie aber sieht’s in Handwerksbetrieben aus, scheuen die vor ergrauenden Schläfen zurück? „Grundsätzlich kann ich sagen, dass Meister nicht abgeneigt sind, auch ältere Arbeitnehmer zu beschäftigen, wenn diese die Qualifikation mitbringen“, sagt Peter Schmidt, stellvertretender Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. Schmidt verweist auf die Sekundärtugenden, die Menschen jenseits der 45 oft mitbrächten, als da wären: Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Fleiß - das mache manches andere wett.
Aber auch hier sind es die Arbeitnehmer mit langer Berufserfahrung, die gefragt sind. Der Neueinsteiger mit 50 sei - gerade im Bereich der Bau-Gewerke, in denen zunehmender Fachkräftemangel herrsche - eher „unrealistisch“. Gemeinsam mit den Jüngeren in die Lehre gehen, das „ist schwierig, vor allem aus Sicht des Bewerbers, auch wegen des Geldes. Aber nicht abwegig“, sagt Schmidt.