Gelsenkirchen. Die nackten Zahlen sind noch immer alles andere als schön und haben zudem noch einen negativen Trend. 17.323 Frauen und Männer in Gelsenkirchen waren im Dezember ohne Arbeit. Das entspricht einer Quote von 14,0 Prozent. Und doch ist man bei der Arbeitsagentur zufrieden.
„Diese Entwicklung ist für den Dezember typisch. Traditionell stellen Unternehmen dann weniger ein. Es ist jetzt aber wieder mit vermehrten Einstellungen zu rechnen“, sagt Luidger Wolterhoff, Leiter der Agentur für Arbeit in Gelsenkirchen. Im gesamten Bezirksgebiet (Gelsenkirchen, Bottrop und Gladbeck) waren im Dezember 26.640 Menschen ohne Arbeit, das entspricht einer Quote von 12,2 Prozent.
„Im Vergleich zum Vorjahresmonat sehen wir mit Blick auf die Zahlen nicht besser aus, stehen aber wesentlich besser da“, so Wolterhoff. Damit spricht der Arbeitsagentur-Leiter die veränderten Rahmenbedingungen an. „In Zeiten, in denen es gut läuft, kann die Förderintensität zurückgefahren werden. Bei gleicher Förderintensität wie vor einem Jahr, stünden jetzt 1600 Menschen weniger in der Statistik und nicht 1100 Menschen mehr“, erläutert Wolterhoff.
Fachkräfte gesucht
Und der positive Trend schlägt in alle Bereiche durch. 73.200 Menschen in sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen am Ende des ersten Quartals 2011 bedeuten den höchsten Beschäftigungs-Stand seit acht Jahren. Der Arbeitsagentur wurden im vergangenen Jahr 7 Prozent mehr offene Stellen gemeldet. „Das alles stimmt uns positiv, aber eben nur verhalten. Denn mehr als 26.000 Menschen ohne Arbeit ist noch immer eine dramatische Situation, die wir verbessern müssen“, sagt Wolterhoff.
Besonders akribisch und kräftig wollen die Arbeitsagenturen in den Bereich der Qualifizierungsmaßnahmen investieren. Das Damoklesschwert mit der Aufschrift „Fachkräftemangel“ soll möglichst „kleingeschmiedet“ werden. „Die Unternehmen brauchen qualifizierte Mitarbeiter, also müssen wir in genau diesem Bereich etwas tun. Ein Mangel an Fachkräften ist schon jetzt in den Pflegeberufen sichtbar und wird größer werden und auch in der Metall verarbeitenden Industrie zeichnet sich ein solcher Mangel deutlich ab.“
Kurzarbeit statt Kündigung
Die Aussichten bleiben insgesamt aber heiter. Auch Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände rechnen mit dem anhaltenden Aufwärtstrend auf dem Arbeitsmarkt. „Es wird nicht so stark aufwärts gehen wie in 2010 aber wir rechnen damit, dass die Zahlen weiterhin besser werden“, sagt Wolterhoff.
Dass die internationale Finanzkrise diesen Hoffnungen ein Ende bereiten könnte, erwarten die Experten ebenso nicht. „Natürlich können wir nicht ausschließen, dass die Finanzkrise auch auf dem Arbeitsmarkt Auswirkungen hat, denn auch in unserer Region sind viele Unternehmen auf Exporte angewiesen. Aber wegen den steigenden Fachkräftebedarfes ist eher damit zu rechnen, dass die Unternehmen zunächst wieder Arbeitsmarktinstrumente wie die Kurzarbeit zurückgreifen, bevor sie sich von Mitarbeitern trennen“, sagt Luidger Wolterhoff.
Die Statistik bereinigt
Im Dezember 2011 fanden in Gelsenkirchen 1205 Menschen den Weg aus der Arbeitslosigkeit in ein neues Beschäftigungsverhältnis. Ihnen gegenüber stehen aber 1674 Personen, die sich im Dezember 2011 neu als arbeitslos meldeten.
Personen, die an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen (z.B. Weiterbildung) teilnehmen, werden in der Statistik nicht erfasst. Die Bundesagentur für Arbeit bildet aber die sogenannte „Unterbeschäftigung ab“. Die Zahl der Personen im Agenturbezirk Gelsenkirchen, Bottrop, Gladbeck, die „unterbeschäftigt“ sind, beläuft sich auf 35.606 Menschen und ist damit leicht höher als noch im November (35.365), aber im Vergleich zum Vorjahresmonat (37.203) deutlich gesunken.