Oberhausen. „Wie Weihnachten und Silvester zusammen“ – so erlebte Austauschschüler Theo Konopatzki in Shanghai das chinesische Neujahrsfest. Weihnachten hingegen war wenig spektakulär. Kein Wunder, sind die meisten Chinesen doch Buddhisten. Ein bisschen Schmuck gab's trotzdem.

„Frohe Weihnachten“ – während diese Worte hier bei uns gerade in aller Munde waren, dürfte man sie in China nicht oft zu hören bekommen haben. Denn Weihnachten ist dort ein ganz normaler Tag, ist die Mehrheit der Chinesen doch buddhistisch. Zwar sind die großen Kaufhäuser in Shanghai der Touristen wegen für gewöhnlich jahreszeitlich geschmückt – doch richtige Festtagsstimmung mag nicht aufkommen.

Als „unspektakulär“ hat der 17-jährige Theo Konopatzki denn auch sein Weihnachten im vergangenen Jahr in Erinnerung, das er fernab der Heimat im fast 9000 Kilometer entfernten Shanghai verbrachte. Viel spannender war da schon die Aussicht auf das Neujahrsfest.

Zehn Monate lebte Theo in der 23-Millionen-Metropole Shanghai. Als der Oberhausener sich im Rahmen eines Austauschjahres allein ins ferne China aufmachte, war er gerade mal 15 Jahre alt. Heimweh hatte der Schüler des Elsa-Brandström-Gymnasiums um den Jahreswechsel trotzdem nicht. „Es war ja immer was los“, erzählt Theo. „In Weihnachtsstimmung war ich sowieso nicht. Dafür war es zu warm, um die 15 Grad.“

Vertraute Traditionen

Um doch einige der vertrauten Traditionen nach China zu holen, hatte die Organisation, mit der er im Ausland war, einen Weihnachtsabend für die Austauschschüler vorbereitet. Es gab Gebäck, Musik und Gedichte. Von zu Hause gab‘s ein Päckchen mit Tee, deutschen Süßigkeiten, Büchern und Musik – denn die chinesische Musik hatte es Theo bis zuletzt nicht sonderlich angetan. Beeindruckend fand er aber Gesänge von Mönchen, die im Singsang Gesetzestafeln vortrugen.

Auch der „chinesischen Freizeitbeschäftigung schlechthin“ konnte Theo nicht sonderlich viel abgewinnen: Karaoke. „Das ist ein bisschen wie ein Spielplatz für Erwachsene, schrecklich kitschig.“ Ausprobiert hat er es natürlich trotzdem, war aber längst nicht so gut wie seine chinesischen Mitstreiter. „Die haben die Lieder auch schon tausend Mal gesungen.“

Theo Konopatzki lernte bei seinem Auslandsaufenthalt die verschiedenen Gesichter Chinas kennen.
Theo Konopatzki lernte bei seinem Auslandsaufenthalt die verschiedenen Gesichter Chinas kennen. © Ulla Emig WAZFOTOPOOL

Zwar gab es für Theo im vergangenen Jahr also kein richtiges Weihnachtsfest und keine richtige Silvesterparty. Dafür aber eine riesige Feier zum chinesischen Neujahr – eine Woche lang. „Das war wie Weihnachten und Silvester zusammen“, schwärmt Theo. Es gab riesige Feuerwerke, der Himmel war voller bunter Explosionen. Zusammen mit seiner Gastfamilie reiste er von einem Essen zum nächsten Festschmaus. Auch Schlange wurde serviert. „Schmeckt gut“, meint Theo, „wie eine Mischung aus Hühnchen und Fisch, nur zäher“. Apropos Essen: Als Pekingente gilt in China gar nicht die Ente, sondern nur deren Haut – geröstet, und mit Frühlingszwiebeln, Sellerie und einer bestimmten Sauce in einem Teigfladen angerichtet.

Ganz andere Schenkkultur

Geschenke gab es zum Neujahrsfest auch. Doch mit einer vollkommen anderen Schenk-Kultur, als wir sie hier kennen. Wird man beschenkt, versucht man, immer etwas Gleichwertiges zurückzuschenken – oder mehr. „Es gibt riesige Listen, wer wem wann was geschenkt hat“, erzählt Theo.

Mit den Verwandten seiner Gastfamilie konnte sich Theo gut verständigen – von Anfang an hatte er versucht, auf Chinesisch mit seiner Gastfamilie zu kommunizieren, soweit es ging. „Und sonst mit Händen und Füßen, man versteht sich immer irgendwie“, meint er.

Das Schönste an seinem Auslandsaufenthalt waren für Theo die Reisen, die er in die Region Yunnan, nach Lushan und nach Hainan, einer Insel mit traumhaften Stränden unternommen hat. So will er auch auf jeden Fall nochmal nach China, um Urlaub zu machen.

Vielleicht klappt’s ja schon im nächsten Jahr. In diesem Sinne: Alles Gute für 2012!

Info: Das Neujahrsfest wird als der wichtigste chinesische Feiertag erachtet. Es liegt nicht am offiziellen kalendarischen Jahresanfang. Zwar gilt auch in China seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts der gregorianische Kalender. Die Datierung des Festes aber richtet sich nach dem traditionellen Mondkalender. Demnach fällt der Beginn des mehrtägigen chinesischen Neujahrsfestes auf einen Neumond zwischen dem 21. Januar und dem 21. Februar.