Oberhausen.
Es gibt Firmen wie die Gießerei Fitscher, wo der Chef seine 100 Mitarbeiter mit Namen kennt, sie grüßt und auch mal ein Schwätzchen über die Lage des RWO mit ihnen hält.
Dieter Fitscher (71) ist seit 1966 Geschäftsführer der Gießerei, die sein Großvater Eduard vor 111 Jahren gegründet hat. Mitten in der Innenstadt schmelzen rund 75 Mitarbeiter täglich Bronze, um sie dann so zu bearbeiten, dass sie als fertiges Produkt an Unternehmen bis nach China exportiert werden kann. „Unsere Produkte aus einer Kupfer-Zinn-Legierung gehen in die Elektro- oder Autoindustrie, aber auch in die Schiffstechnik“, so Fitscher. Die ständige Qualitätskontrolle sowie die Erfüllung des Kundenwunsches seien die großen Vorteile seines Unternehmens.
Siemens, Thyssen-Krupp, MAN als Abnehmer
Weitere 25 Mitarbeiter sind in einem zweiten Werk etwas außerhalb aktiv. Hier werden die ganz großen Mengen für Abnehmer wie Siemens, Thyssen-Krupp oder MAN mit Computer gesteuerten Drehmaschinen hergestellt.
Durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Hochschulen wie der Ruhr-Universität Bochum arbeiten sie zudem an einer ständigen Verbesserung ihrer Bronzequalität. „Natürlich profitieren wir von Studenten, die bei uns ihre Diplom- oder Doktorarbeiten machen,“ sagt Fitscher. Da ist es kein Zufall, dass die Gießerei über ein Europäisches Patent (Verwendung einer speziellen Bronzelegierung für ein Schneckenzahnrad) verfügt. „Diese Elemente findet man zum Beispiel in Rolltreppen oder Aufzügen überall auf der Welt“, erklärt Fitscher und ein bisschen Stolz ist da schon zu hören.
70 Prozent der Mitarbeiter kommen aus Oberhausen
Doch der Mann, der mit den einfachsten Worten die komplizierten Prozesse des Strang- oder Schleudergusses erklären kann, ist bescheiden. „Ich habe in all den Jahren meine Pflicht getan, habe das Unternehmen fortgeführt und vor allem Arbeitsplätze gesichert.“ Ohne eine „gute Mannschaft“, so sagt er, wäre ihm dies nicht gelungen. Und seine Mannschaft, die ist ihm seit Generationen treu. Etwa 70 Prozent seiner Mitarbeiter kommen aus Oberhausen, die anderen aus umliegenden Städten.
Das beste Beispiel ist Michael Kohn (30). Der Oberhausener bedient in der Gießereihalle einen Kran mit 2500 Grad heißer, flüssiger Bronze. Die Hitze ist so groß, dass man die Augen kaum offen halten kann. Der Schweiß steht Kohn auf der Stirn, doch er ist konzentriert bei der Sache. Sein Vater Johannes (50) beobachtet ihn - er übernimmt den nächsten Arbeitsschritt. „Ich arbeite seit sieben Jahren für Fitscher. Ich bin quasi meinem Vater gefolgt, der hier schon viele Jahre arbeitet“, erzählt er.
Produktionsräume sind sauber
Eine Besonderheit fällt beim Rundgang durch die Hallen auf: Die gefliesten Wände sind trotz der staubigen Arbeit weiß. „Wir legen großen Wert darauf, dass Produktionsräume sauber sind. Wir nennen uns gerne die weiße Gießerei. In einer dreckigen, lauten Hölle will und muss doch keiner arbeiten“, sagt Fitscher.
Zur Sauberkeit und zum Umweltschutz trägt auch die Luftfilteranlage bei. Zudem werden alle Bronzespäne wiederverwendet, indem sie neu eingeschmolzen werden. Fitscher: „Recycling war in der Bronzeverarbeitung schon Alltag, als der Begriff im Volksmund noch gar nicht geläufig war.“ Während die Arbeiter in der Gießerei angelernte Fachkräfte sind, handelt es sich in der Verarbeitungshalle um ausgebildete Zerspanungsmechaniker. Einer davon ist Uli Pieper. Mit Kaffee vor der Nase und Bildzeitung in der Hand wartet er auf neue Bronze. „Er ist großer RWO-Fan, sind wohl gerade keine guten Nachrichten“, sagt Fitscher und geht grinsend weiter.
Fitscher ist eben die Sorte Chef, der für seine Mitarbeiter mehr ist als eine Unterschrift auf einem Arbeitsvertrag.