Oberhausen.
Was ist das Besondere am Weihnachtsfest? Die Antwort auf diese Frage fanden am vergangenen Sonntag im Ökumenischen Kirchenzentrum am Centro zahlreiche Besucher der Veranstaltung „Weihnachten für alle“. In gemütlicher Atmosphäre startete der Nachmittag mit Plätzchen und warmen Getränken, nachdem der Pastor der evangelischen Kirche im Rheinland, Stefan Züchner, seinen Gästen ein frohes Fest gewünscht hatte.
Trotz der liebevoll hergerichteten Dekoration wurde aber schnell klar, dass noch etwas fehlte zur vollkommenen Weihnachtsstimmung: Der Tannenbaum war, bis auf eine Lichterkette, noch völlig kahl. Nun war es also erst einmal die Aufgabe der Besucher, zusammen den Baum zu verschönern und mit Kerzen, Sternen und Engeln zu schmücken.
Wie es scheint eine ganz normale Veranstaltung kurz nach Heilig Abend. Der katholische Ordenspriester Dr. Stefan Tertünte aber weiß um die Besonderheit dieser Zusammenkunft: „Bei uns feiern alle zusammen, egal welcher Konfession sie angehören. Das ist das Besondere an unserem heutigen Fest.“ Und tatsächlich zeigt sich, dass diese Idee der Zusammengehörigkeit Erfolg hat, denn nur einige wenige besuchten das Fest zum ersten Mal.
Seit Jahren regelmäßige Gäste
Auch Brigitte (63) und ihre Tochter Eva-Kristina Ziegler (25) kommen am ersten Weihnachtsfeiertag seit Jahren regelmäßig in das Ökumenische Kirchenzentrum. „Für uns ist es fester Bestandteil unseres Weihnachtsfestes geworden hierher zu kommen“, sagt die 63-jährige Rentnerin. Der besondere Reiz läge eben darin, dass hier sowohl katholische als auch evangelische Gläubige zusammenkämen und gemeinsam feierten. Dass auch für das leibliche Wohl gut gesorgt wird, weiß Eva-Kristina: „Leckeren Stollen gibt es hier natürlich auch!“
Wohl zu fühlen scheinen sich alle, schließlich werden sie von den ehrenamtlichen Helfern und den Pastoren mit Kaffee und weihnachtlichen Leckereien versorgt. Auch das Programm lädt alle ein mitzumachen: Nach dem Schmücken des Tannenbaums dürfen Liedwünsche geäußert werden. Bei der Ansprache von Heidemarie von Musil, Sprecherin der Ehrenamtlichen, zeigen sich die Besucher in Sachen Weihnachtswissen als Experten. Nur die Frage, warum denn der Tannenbaum in früheren Zeiten falsch herum an die Decke gehängt wurde, kann niemand beantworten. Vielleicht damit der Schmuck besser hängen kann? Nein, damit die Mäuse nicht so einfach an das Zuckerwerk kamen, mit dem man früher noch die Tannenbäume schmückte.
Ein Mehr an Gemeinschaft
„Die Menschen kommen hierher, weil sie wissen, dass man sich hier sehr viel um sie kümmert“, sagt Priester Stefan Tertünte. So sei es wichtig, dass es Orte gäbe, an denen ein Mehr an Gemeinschaft möglich sei. „Dies hat als Experiment begonnen, um zu sehen, was an Gesellschaft überhaupt möglich ist. Es ist so schön zu sehen, dass es gemeinsam funktioniert.“
Auch Brigitte und Eva-Kristina Ziegler sind genauso begeistert wie alle Jahre zuvor: „Immer nur zu Hause und immer nur essen finden wir langweilig. Wir kommen nächstes Jahr auf jeden Fall wieder!“