Oberhausen. Polizeipräsidentin Kerstin Wittmeier blickt zurück auf ihren Start in Oberhausen. In der Zukunft will sie das Augenmerk verstärkt auf häusliche Gewalt richten.

„Man hört, Sie fanden unseren Bahnhof nicht abschreckend – das ist eine gute Voraussetzung, auch den Rest der Stadt zu mögen.“ Mit gewohnt rauem Charme hatte Gerburg Jahnke einst im Ebertbad die neue Polizeipräsidentin begrüßt. Die Prophezeiung habe sich bewahrheitet, sagt Kerstin Wittmeier ein gutes Jahr später – sie mag auch den Rest der Stadt. Wenngleich die ersten zwölf Monate nicht immer einfach waren.

„Ereignisreich“ sei die Zeit gewesen, und darüber kann in der Tat kein Zweifel bestehen. Im Sommer musste die Oberhausener Polizei gegen zwei Kollegen ermitteln, die einen Angriff auf sich selbst vorgetäuscht hatten. Zuletzt beschäftigte Wittmeier vor allem die Diskussion über die Aktivitäten der Bandidos und die Kritik an der Öffentlichkeitsstrategie der Polizei.

Zahl der Einbrüche macht Sorgen

Auch polizeilich-inhaltlich war Wittmeiers erstes Jahr im Amt kein ruhiges. Da gab es einzelne Ereignisse, die sich einprägten – etwa die Schießerei in Osterfeld, bei der im Juni ein Mann auf offener Straße starb. Und mit der Zunahme bei den Wohnungseinbrüchen entwickelte sich mindestens eine langfristige Tendenz, die der Behördenchefin Sorge bereitet. „Wir hatten Mitte November schon den Stand erreicht, den wir sonst am Ende des Jahres haben.“ Damit „nichts aus dem Ruder läuft“, hat man das zuständige Kommissariat personell verstärkt.

Apropos Personal: Hier hatte Wittmeier bei ihrem Antritt Handlungsbedarf angekündigt. Vor allem auf den Mangel an Beamten mit Migrationshintergrund müsse man reagieren. „Da haben wir eine Menge gemacht“, bilanziert die Polizeipräsidentin. So seien viele Kontakte zu muslimischen Einrichtungen geknüpft worden. Zudem gilt heute, dass zwei von vier Praktikumsplätzen bei der Polizei reserviert sind für Jugendliche nicht-deutscher Herkunft. Die Führungskräfte wurden im Bereich interkulturelle Kompetenz geschult.

„Oberhausen verkauft sich oft zu schlecht“

Im Jahr zwei ihrer Amtszeit will sich Wittmeier einem weiteren Thema verstärkt widmen: häusliche Gewalt. Zwar gebe es hier keinen Anstieg, dennoch verlange die Tatsache, dass täglich Kinder Gewalt erlebten, nach Abhilfe. Ganz abgesehen davon, dass Wittmeiers Beamte bei solchen Einsätzen immer mehr Zeit und sozialarbeiterische Fähigkeiten mitbringen müssen. Das hat sie bei der einen oder anderen Mitfahrt im Streifenwagen selbst erlebt. Hier will sie enger mit Stadt und Frauenberatungsstelle zusammenwirken.

Für neue Ideen und Personen sei man in der Stadt offen, hat Wittmeier festgestellt. „Ich fühle mich hier gut aufgenommen.“ Die Selbstbemäkelung á la Gerburg Jahnke sei meist unbegründet, aber – auch das eine Erkenntnis der vergangenen Monate – weit verbreitet. „Oberhausen verkauft sich oft zu schlecht.“