Oberhausen. . Die Evangelische Kirche Oberhausen lud zum 10. „Politischen Nachtgebet“ in die Lutherkirche ein.

Gewalt in Oberhausen auf der einen, Zivilcourage auf der anderen Seite. Beim 10. „Politischen Nachtgebet“ des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt (KDA) des Evangelischen Kirchenkreises lieferten Schüler des Hans-Sachs-Berufskollegs zum Auftakt einen spannenden Rundumschlag. Sie zeigten Szenen möglicher Gewalt, „Szenen des respektlosen Alltags“, wie Moderator Pfarrer Andreas Loos erklärte. Gewalt gegen Ausländer in der U-Bahn, gegen Bettler („Ach, dieser Penner schon wieder“) und häusliche Gewalt.

Damit hatten die Schüler Polizeipräsidentin Kerstin Wittmeier gute Anknüpfungspunkte für ihr Kurzreferat geliefert. Gerade im Bereich der häuslichen Gewalt sei Zivilcourage gefordert, sagte Wittmeier. Da könnten auch Nachbarn die Polizei rufen. 300 bis 400 Fälle würden der Oberhausener Polizei pro Jahr gemeldet. Wittmeier sieht hier eine Zunahme, die Dunkelziffer sei hoch. Ein heikler Aspekt an der häuslichen Gewalt: „Meist sind auch Kinder in den Familien, die Gewalt als völlig normales Kommunikationsmittel erfahren.“

Sie berichtete viel über jugendliche Straftäter, Maßnahmen der Polizei, aber auch über die Subjektivität des Sicherheitsgefühls. Gerade die Gruppe junger Menschen, die sich am sichersten fühle, sei oft von Kriminalität betroffen. Die Gruppe der Senioren dagegen, die nach allen Umfragen die größte Angst vor Überfällen und Einbrüchen habe, sei am sichersten.

Wittmeier gab auch Tipps, wie man sich verhalten sollte, wenn man selber in Not gerät oder helfen möchte. Wittmeier: „Es ist immer sinnvoll, sofort die Polizei zu rufen.“ Wer Hilfe braucht, sollte einen Menschen gezielt ansprechen und um Hilfe bitten. Und klar sagen, was gewünscht ist: „Rufen Sie die Polizei.“ Oder: „Kommen Sie zu mir.“

Zur Vermittlung der Tipps der Polizei für die Bürger spielen Medien eine wichtige Rolle. „Wir informieren Leute natürlich über konkrete lebenspraktische Maßnahmen“, sagte WAZ-Redaktionsleiter Peter Szymaniak, Gast der Diskussionsrunde. Dass Gewalt oft in den Medien im Vordergrund stehe, auch wenn das Ruhrgebiet eine der niedrigsten Kriminalitätsraten in Deutschland habe, liege im System des Journalismus begründet. „Wir bilden nun einmal das Besondere ab, aber nicht den normalen langweiligen Alltag der meisten Bürger. Das verzerrt Wirklichkeit“

Die Realität der Gewalt wurde an dem Abend aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Schülerin Franziska Loos, Streitschlichterin des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums, hat erfahren, dass sich Konflikte besser schlichten lassen, wenn sie als Schüler eingebunden sind. Coolnesstrainerin Simone Kriebs arbeitet an Schulen und setzt dort auf Prävention, nicht nur bei Schülern, sondern auch bei Eltern und Lehrern.