Oberhausen. . Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist auch in Oberhausen in diesem Jahr drastisch angestiegen. Damit liegt die Stadt im Landestrend. Eine NRW-weite Aktion der Polizei soll Abhilfe schaffen.
Die Zahlen sprechen für sich. „Wir werden in diesem Jahr auf weit über 700 Wohnungseinbrüche kommen und haben damit den höchsten Stand seit zehn Jahren“, sagt Klaus Löhr, Leiter des für Eigentumsdelikte zuständigen Kriminalkommissariates der Oberhausener Polizei. Löhr hofft nur: „Dass es nicht sogar 800 werden.“ Sie hätten immer unter 700 bleiben wollen, was 2010 mit 689 Fälle auch noch klappte.
Da Oberhausen mit der steigenden Anzahl von Wohnungseinbrüchen nicht allein auf weiter Flur steht, sondern voll im Landestrend liegt, machte das Innenministerium mobil. „Das Landeskriminalamt hat die Anweisung bekommen, eine Kampagne ‘Riegel vor’ ins Leben zu rufen, die auf fünf Jahre angelegt ist“, sagt der Leiter der Kriminalinspektion II, Klaus Bergjürgen. Bergjürgen wird die Kampagne, die am Dienstag im Polizeipräsidium vorgestellt wurde, in Oberhausen leiten.
Belastung für die Seele
„Jede der 47 Kreispolizeibehörden ist gehalten, sie mit Leben zu füllen“, erklärt Bergjürgen. „Riegel vor! Sicher leben in Oberhausen.“ fußt auf zwei Säulen. Der Arbeit der Polizei und dem, was die Bürger selbst tun können. Die Polizei wird die Zahl ihrer Ermittler von fünf auf sechs erhöhen „und alles, was wir eh schon tun, verbessern“, verspricht Bergjürgen. Aber gerade auch die Bürger einzubeziehen, sei ihnen wichtig. Die haben die Möglichkeit, ihr Eigentum entsprechend zu sichern.
Denn ein Einbruch ist ein einschneidendes Erlebnis, belastet meist weniger das Konto als die Seele. „Wir verbringen rund 340 Tage in unserem Zuhause, in unserer Burg, wenn die eingenommen wird, ist das ein Problem“, weiß Reinhard Quante vom Kommissariat Vorbeugung. Die Opfer leiden häufig an Schlaflosigkeit, hören ständig verdächtige Geräusche, leben in der Angst, die Täter könnten wieder kommen.
SPD-Ratsherr Manfred Flore kann das bestätigen. „Nachdem bei meinen Schwiegereltern eingebrochen worden war, haben sie bestimmt ein Jahr gebraucht, um sich wieder einigermaßen sicher zu fühlen.“ Es sei nicht einmal viel geklaut worden, aber dass jemand in ihrer Wohnung war, sei ein bedrückendes Gefühl gewesen. Flore: „Sie haben dann auch einiges an Geld in die Hand genommen, um ihre Wohnung zu sichern.“
Verdächtige beobachtet
Die Bürger können noch mehr tun, als entsprechende Sicherungsmaßnahmen zu ergreifen. Gut aufpassen. Polizeipräsidentin Kerstin Wittmeier zitiert eine Studie, nach der in funktionierenden sozialen Gemeinschaften die wenigsten Einbrüche passieren. Die Oberhausener scheinen da auf dem richtigen Weg zu sein.
Allein im November konnten sieben Einbrecher auf frischer Tat ertappt werden, weil aufmerksame Bürger rasch die 110 zu wählen. In diesem Monat gab es aus dem gleichen Grund bereits drei Festnahmen. Eine beherzte Oberhausenerin (46) wurde gestern für ihren Einsatz mit einem Blumenstrauß geehrt. Sie hatte von ihrer Wohnung an der Weierstraße aus zwei verdächtige Männer beobachtet, die in einem Vorgarten verschwunden waren und 110 gewählt. Die Polizei kam schnell und erwischte die Einbrecher.
Den Anstieg der Einbrüche führt Löhr übrigens auf die geöffneten Grenzen zurück, auf reisende Tätergruppen. „Europa ist jetzt größer“, sagt er und dass von den sieben erwischten Tätern im November fünf Rumänen, darunter zwei Frauen, und zwei Serben waren.