Oberhausen. .
Wer hat Schuld daran, dass Oberhausen mit knapp zwei Milliarden Euro Schulden die am höchsten verschuldete Stadt Deutschlands ist?
Während Kämmerer Apostolos Tsalastras die hohen Soziallasten und Steuerschwäche der Stadt hervorhob, führte Grünen-Fraktionschef Volker Wilke in einem Aufsatz die Rekordschuldenlast auch auf die Folgen eines durch öffentliche Kredite finanzierten Strukturwandels zurück. Dabei zählte Wilke zahlreiche Projekte unter der Ägide des früheren Oberbürgermeisters Burkhard Drescher auf.
Drescher wehrt sich
Nun schaltet sich Drescher, derzeit als Manager des Modellprojekts „Innovation City“ für effizientes Energiesparen in Bottrop unterwegs, in die Debatte ein. Natürlich lässt der rührige Sozialdemokrat so einen Generalangriff auf seine Oberhausener Jahre an der Stadtspitze nicht auf sich sitzen. Er hält Wilkes Schlussfolgerungen für „völlig falsche Legendenbildung, die nicht an Fakten orientiert“ sei.
Die Wahrheit sei, dass die Stadtfinanzen durch den Strukturwandel auf dem Gelände der Neuen Mitte inklusive der Technologiezentren nur geringfügig belastet worden seien. Die durch Vorfinanzierungen durch die Stadttöchter seien komplett durch Grundstücksverkäufe zurückgeholt worden. Sogar das Pleite-Medienprojekt des Landes, das Fernsehstudio HDO, habe Oberhausen keinen Euro gekostet. Nur beim Musical-Theater seien der Stadt nennenswerte Kosten entstanden.
Die Neue Mitte, ein Erfolgsmodell
Dreschers Fazit: „Auf die Entwicklung der Neuen Mitte können wir stolz sein, denn nirgendwo sind bei einem so geringen Kostenaufwand einer Stadt so viele Investitionen getätigt und so viele Arbeitsplätze geschaffen worden.“ Die Neue Mitte sei ein Modellfall eines erfolgreichen Strukturwandels, den es mit so viele auswärtige Besucher anziehenden neuen Attraktionen (siehe Kasten) nirgendwo in Europa mehr gegeben habe.
Seine Thesen untermauert Drescher mit Zahlen: Knapp 1,5 Milliarden Euro seien in die Neue Mitte an privaten und öffentlichen Mitteln geflossen. Der Staat habe davon knapp 500 Millionen Euro an Steuermitteln gezahlt; Privatleute wie Centro-Inhaber Healey eine Milliarde Euro. Die Stadt Oberhausen habe von den 500 Millionen Euro öffentlichen Mitteln nur gut 25 Millionen Euro selbst tragen müssen. „Das ist eine hocheffiziente Investition“, meint Drescher. Diese Investition habe dafür gesorgt, dass nun jährlich bis zu 400 000 Übernachtungsgäste kommen und für einen Umsatz von fast 150 Millionen Euro sorgen. Dadurch seien nachweislich 12 000 dauerhafte Vollzeit-Arbeitsplätze geschaffen worden. Statt eines Kaufkraftverlustes nach draußen wie noch in den 90er Jahren erziele Oberhausen nun einen Kaufkraftgewinn von auswärts - großteils durch Besucher von außerhalb der näheren Region.
Beim Gespräch erinnert Drescher auch an seine Anfangszeit als Oberstadtdirektor zu Beginn der 90er Jahre. Innerhalb kürzester Zeit habe sich die Montanindustrie auf dem 350 Hektar großen Gelände mit Stahlwerk, Walzwerk und Kokerei zurückgezogen. „Wenn wir damals nicht so entschieden gehandelt hätten, was wäre aus diesem Riesenareal geworden?“, fragt Drescher. Das Neue-Mitte-Projekt habe für Oberhausen jedenfalls eine ungeheure Aufbruchsdynamik entfacht.