Oberhausen. .
Am heutigen Donnerstag endet die zwölftägige Fastenzeit der Aleviten, eine islamische Konfession, die die letzten Tage zu Ehren von zwölf Imamen auf Essen und Trinken verzichtete.
Die Imame sind Nachkommen von Ali Talib, dem Schwiegersohn des Propheten Mohammed. Tagsüber wurde also auf Nahrung verzichtet, erst nach Sonnenuntergang durfte man speisen, allerdings ist das Fasten nicht verbindlich: Je nach Wille und Gesundheitszustand darf jeder frei entscheiden, ob er fasten möchte oder nicht.
Jeden Abend in dieser Zeit lud der Alevitische Kulturverein Lirich zum gemeinsamen Fastenbruch bei einem Essen mit Reis, Bohnen und vielen anderen Gemüsesorten ein. Die Abende finden bei den Gläubigen sehr viel Anklang, denn man könne sich, so Ümram Kas (41), mit vielen netten Leuten unterhalten, die einem respektvoll begegnen.
Nicht Qual, sondern Chance
Saadet Celik (43) sieht das Fasten nicht als Qual, sondern als Chance an, mehr über seine Mitmenschen zu erfahren: „Die Zeit, in der man auf seine alltäglichen Sachen verzichtet, ist schönund besinnlich. Es geht schließlich nicht nur ums Fasten, sondern darum, an die Mitmenschen zu denken, die ärmer sind als wir. Man kann sich dadurch gut in die Lage hineinversetzen.“
Die Aleviten sehen sich als weltoffene Religion, denn sie haben keine Abneigung gegenüber Andersgläubigen: „Bei uns ist jeder herzlich willkommen“, sagt Ertekin Agsünger (43), der im Migrationsrat und bei den Grünen tätig ist.
Das Alevitentum unterscheidet sich in einem wesentlichen Punkt von anderen Richtungen des Islams: Gebetet wird nicht in der Moschee, sondern in einem normalen Versammlungshaus. Das bedeutet auch, dass Frauen und Männer nicht getrennt beten, sondern gleichgestellt sind. „Der Islam wird bei uns anders ausgelegt“, sagt Ali Celik (41), der das Tischgebet spricht. „Ich bin der so genannte Dede, ich leite den Gottesdienst und bringe den Menschen den Glauben näher.“
Die verschiedenen Kulturen würdigen
CDU-Integrationspolitiker Hans Tscharke (59) wollte mit seinem Besuch die verschiedenen Kulturen würdigen: „Integration ist ein gemeinsamer Prozess. Die deutsche Gesellschaft wird dabei mit einbezogen. Man muss einander kennenlernen und jedem den nötigen Respekt zeigen, um miteinander auszukommen.“
Yusuf Karacelik (47), Fraktionschef der Linken Liste, findet, dass Aleviten mehr beachtet werden müssen: „Sie sind stark im Osten der Türkei vertreten, werden dort aber nicht als Religionsgemeinschaft anerkannt. Deshalb finde ich, sollten wir sie nicht auch noch in Deutschland übersehen.“
Auch die Oberhausener Polizei mit Hauptkommissar Peter Schulz (49) war dort vertreten. „Ich möchte dafür werben, dass sich auch junge Menschen mit Zuwanderungsgeschichte für den Polizeiberuf entscheiden.“