Oberhausen.

190 Kilo brachte Frank Schwarz Anfang des letzten Jahres auf die Waage. Dann entschied sich der Bahn-Mtarbeiter fürs Abnehmen - und wurde mehr als 75 Kilo los. Viele seiner Kollegen erkennen den 42-Jährigen jetzt nicht wieder.

Frank Schwarz mag die mitleidig-augenzwinkernden Fragen nach Weihnachten und Silvester nicht. Die Zeit der Völlerei und Versuchungen, unkt mancher, müsse ihm in seiner Situation doch ganz besonders zu schaffen gemacht haben, oder?

„Seine Situation“ – das ist der Erfolg beim Abnehmen, den der 42-Jährige binnen eines Jahres erzielt hat: Mehr als 75 Kilogramm weniger bringt Schwarz heute auf die Waage, das gilt es nun erstmal zu festigen. Und wer ihm zuhört, der könnte fast den Eindruck gewinnen, das sei ein Spaziergang. Weihnachten und Silvester? Überhaupt kein Problem, sagt Schwarz und zuckt mit den Achseln, als verstünde er die Frage nicht mal. „Ich habe ja mein ganzes Verhalten geändert, das ist mir in Fleisch und Blut übergangen.“ Überhaupt frage er sich angesichts des großen Pfunde-Purzelns selbst, warum er nicht früher schon die Disziplin aufbrachte, mit lang gepflegten schlechten Gewohnheiten aufzuräumen.

"Ich konnte nie nein sagen"

Und diese schlechten Gewohnheiten hatte Schwarz durchaus. Vor allem aber: „Ich konnte nicht Nein sagen.“ Wenn die Kollegen des Bahn-Mitarbeiters sich morgens zusammensetzten, aß er mit, obwohl er schon zu Hause gefrühstückt hatte. Heute arbeitet Schwarz im Büro, bis vor kurzem musste er noch raus an die Gleise. Mittags strebte der Trupp gern in Richtung Pizzeria oder Pommesbude und schon wenn der Duft in seine Nase stieg, sagt Schwarz, waren alle Vorsätze dahin.

Der Vater eines erwachsenen Sohnes wog bei einer Größe von 1,88 Meter an die 190 Kilogramm, als er sich schließlich in Behandlung begab. Die Erkrankungen, die oftmals mit Übergewicht einher gehen – Diabetes, Bluthochdruck, Kreislaufprobleme – quälten ihn noch nicht, aber er fühlte sich unwohl. „Alles wurde immer schwieriger, schon das Treppenlaufen.“

Fernsehbeitrag gibt den Anstoß

Im Fernsehen sah Schwarz einen Beitrag über ein einjähriges Programm zur Gewichtsreduktion, mit dem auch das Oberhausener „Adipositas-Zentrum“ arbeitet, wie Schwarz daraufhin herausfand. Fortan kam er einmal pro Woche in die Praxis an der Düppelstraße, wo er und etwa zehn weitere Teilnehmer medizinisch und psychologisch betreut und beraten wurden, während sie die verschiedenen Phasen des Programms durchliefen.

Die ersten drei Monate lang – so der Plan – fasten die Patienten. Sie ernähren sich ausschließlich von einer speziellen Pulvernahrung, trinken nur Kaffee, Tee und Wasser. Nach Ablauf dieser Zeit beginnt zusätzlich eine Ernährungsberatung. „Es geht auch darum, Wissen zu vermitteln“, sagt Dr. Annette Chen-Stute, die die Praxis leitet. „Der Patient muss immer mitarbeiten und für sich selbst Verantwortung übernehmen.“

Der Vorzeigepatient

Frank Schwarz ist derzeit natürlich der Vorzeige-Patient der Medizinerin. „Phänomenal“ sei sein Erfolg, sagt Chen-Stute. Und Schwarz vermittelt überzeugend den Eindruck, dass er dieses Lob nicht zu enttäuschen gedenkt. „Rückfälle wird es nicht geben.“ Das ausschließlich aus Obst und Rohkost bestehende Abendessen sei inzwischen ebenso fester Bestandteil seines Alltags wie die regelmäßige sportliche Betätigung: Schwimmen, Wassergymnastik, Strampeln auf dem Ergometer. „Und wenn das Wetter besser wird, gehe ich auch wieder walken.“

Vorsätze für's neue Jahr

Die positiven Erlebnisse und Rückmeldungen treiben Schwarz, der sich ob des großen Gewichtsverlusts sogar die Bauchdecke operativ straffen lassen musste, selbstverständlich an. Dass Kollegen, die er nur alle paar Monate auf Schulungen sieht, ihn nicht mehr erkennen, schmeichelt ihm. „Die sind alle von den Socken.“ Fürs neue Jahr hat Schwarz sich vorgenommen, dass die Zahl auf der Waage noch weiter nach unten gehen soll. „Einmal weniger als 100 Kilo wiegen – das wär’s.“