Oberhausen. .

Knapp ein Jahr haben Geschäftsführer Reinhold Lock und sein Team von der Bergheimer BSL Managementberatung GmbH das Oberhausener Planungs- und Baudezernat von Peter Klunk auf Organisationsfehler untersucht.

Und weil Lock ein geschickter Mensch ist, der über Jahrzehnte kommunale Arbeit bundesweit im Alltag studierte, äußert er vor dem Hauptausschuss am Montag erst einmal Verständnis für die schwierige Lage dieser Stadt: „Ich habe viele süddeutsche Städte untersucht, aber wenn man die Oberhausener Einnahme- und Ausgabesituation mit denen vergleicht, dann kommen einem die Tränen.“

Nun, genug mit den Gefühlen - Lock schreitet danach schonungslos zu seinen Erkenntnissen mit 45 konkreten Empfehlungen, von denen die Wichtigsten seiner Meinung nach auf die gesamte Stadtverwaltung übertragen werden können.

Fasst man seine Analyse grob zusammen, dann herrschen im Rathaus unfassbare Zustände, die man sich bei Privatunternehmen kaum vorstellen kann. Hier Beispiele:

Zeit: Eine viel zu hohe Zahl von Überstunden durch fehlende „eindeutige Personalsteuerungsaktivitäten“.

Krankheit: Ein viel zu hoher Krankenstand von „15 Prozent der Gesamtkapazität“ durch Überalterung, Demotivierung und Überlastung, weil viele Stellen durch die Wiederbesetzungssperre nicht mehr besetzt werden dürfen. Der Schnitt in anderen Rathäusern liegt bei 6,7 Prozent.

Weggang: Eine viel zu hohe Fluktuation von jungen Ingenieuren, weil die arme Stadt ihnen nur befristete Verträge und kaum große begeisternde Projekte geben kann.

Steuerung: Die Stadt ermittelt wie viele andere zwar die Kosten für ihre „Produkte“, doch diese Zahlenkolonnen sind in der Praxis von sinnloser Schönheit. „Der Produkthaushalt ist schwierig für die Steuerung zu nutzen, weil die Produkte nicht eindeutig den Fachbereichen zuzuordnen sind“, sagt Lock. Auch die Ziele müssten konkreter als bisher formuliert werden.

Führungskräfte: Recht ungeschminkt diagnostiziert Lock fehlende Management-Fähigkeiten der Leitungsebene: „Führungskräfte sind heute noch eher als oberste Sachbearbeiter mit operativen Aufgaben betraut.“ Sie müssten geschult werden, um besser ihre Leute leiten zu können.

Zersplittert: Die Struktur im Klunk-Bereich ist zu stark fragmentiert. Der Schreibdienst verteilt sich ineffizient auf mehrere Fachbereiche statt in einem Bereichsbüro gebündelt zu werden.

Überflüssig: Stabsstelle „regionale Planung“ („separate Organisation nicht angemessen“), eigener Modellbau („hat heute kaum noch eine Stadt“), Sonderaufgaben für die Planung der „Neuen Mitte“ sind 15 Jahre nach Fertigstellung des Centro immer noch eingerichtet; die eigenständig installierte Aufgabe der Radwegeplanung. Der Fachbereich Bauvoranfragen besteht nur aus einer Person und sollte aufgelöst werden. Die Bezirksleitung in der Bauaufsicht kann abgeschafft werden.

IT-Ausstattung: „Die Ausstattung mit modernen Rechnern ist unzureichend, so dass Computer durch neue Software in die Knie gehen.“

Korruption: Zur Vermeidung von Korruption und fehlendem Augenmerk auf „Schwarzbauten“ empfehlen die Gutachter die Reviere der Baukontrolleure nach dem Rotationsprinzip zu wechseln.

Baulasten-Auskunft: Die jährlich 3000 Auskünfte über Baulasten vor allem an Institutionen sollen nicht mehr mündlich erfolgen, sondern schriftlich auf Antrag, um Gebühren nehmen zu können.

Personaleinsparung: Insgesamt können im Bau- und Planungsdezernat von 145,5 Stellen 8,3 gekappt werden.