Oberhausen. .
Eindringlich hat der Vorsitzende der Unternehmerverbandsgruppe, Michael J. Walter, auf dem Unternehmertag davor gewarnt, dass der Industriestandort Ruhrgebiet im Vergleich zu anderen Regionen im Wettbewerb weiter zurückfällt. Auf dem Unternehmertag verwies der Manager der Oberhausener GHH Radsatz GmbH auf das nach wie vor schlechte Image des Ruhrgebiets als Wirtschaftsstandort: „Doch im Ruhrgebiet entscheidet sich die Zukunft des Standorts NRW.“
Als „Standortdebakel“ bezeichnete Walter, dass nur 15 Prozent der Kinder unter drei Jahren einen Betreuungsplatz in Anspruch nehmen können. „Der Ausbau der Betreuungsinfrastruktur muss oberste Priorität haben, doch bislang erkenne ich wenig bis gar nichts“, sagte Walter. Er kritisierte, dass bei einer derartigen Betreuungssituation woanders einfach Milliardengeschenke verteilt würden. Es sei ein Fehler der rot-grünen Landesregierung, die Studiengebühren wieder abzuschaffen. Und es sei geradezu kontraproduktiv, dass die Bundesregierung ein teures Betreuungsgeld für Mütter einführen wolle, die keine Kitas nutzten.
Defizite an Schulen beheben
Walter bemängelte ebenso die Defizite in den Schulen. „Es kann nicht sein, dass wir es als gottgegeben ansehen, dass 20 Prozent der Jugendlichen heute für nicht ausbildungsfähig erklärt und quasi ausgemustert werden.“ Dies sei vor allem auch ein Potenzial, das die Wirtschaft angesichts des Fachkräftemangels nicht entbehren kann. Walter: „Ich bin kein Sozialapostel, sondern ein Unternehmer, der kalkulieren muss und Gewinn machen will, wenn ich sage: Wir dürfen keinen Jugendlichen mehr zurücklassen!“
Die Versäumnisse bei Bildung und Betreuung hätten direkte Auswirkung auf die Fachkräftesituation. Gut ausgebildete Fachkräfte suchten sich ihren Standort mittlerweile aus, hier gerate das Ruhrgebiet ins Hintertreffen. Selbstkritisch fügte Walter für die Unternehmer hinzu: „Kinderbetreuung ist ein knallharter Standortfaktor. Zu oft haben Unternehmer in der Vergangenheit nur auf andere Standortfaktoren geschaut.“