Nur ein Bewohner in Oberhausener Therapie-Einrichtung
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Oberhausen. Seit zwei Monaten ist die Therapie-Einrichtung für ehemalige Sicherungsverwahrte in Oberhausen in Betrieb. Obwohl die anfänglichen Personalprobleme inzwischen gelöst wurden, gibt es weiterhin nur einen einzigen Bewohner in der ehemaligen JVA. Eine sinnvolle Betreuung ist laut LVR dennoch möglich.
„Wenn wir hier in vier Wochen vier Leute sitzen haben, dann bin ich froh. Wenn der Herr dann immer noch alleine ist, habe ich große Bedenken.“ Inzwischen ist es acht Wochen her, dass LVR-Psychologe Gerd Hoehner diese Sorge formulierte – und der erste Bewohner der Therapie-Einrichtung in der früheren JVA ist immer noch alleine. Beim Landschaftsverband Rheinland als Träger beteuert man dennoch, eine sinnvolle Betreuung des Mannes in dem eigentlich auf Gruppentherapie angelegten Zentrum sei möglich.
Am 15. September hatte die Einrichtung nahe des Hauptbahnhofs den so genannten „Vollbetrieb“ aufgenommen, noch am gleichen Abend zog aufgrund einer entsprechenden Gerichtsentscheidung der 63-jährige ehemalige Sicherungsverwahrte ein. Wie sieht heute der Alltag des ersten Bewohners in dem umgebauten früheren Gefängnis aus? Nimmt er die bestehenden Therapie-Angebote wahr?
Bereitschaft zum Gespräch
„Wir befinden uns noch in der Motivierungsphase“, sagt Psychologin Maria Pörtner-Pieper, die nun gemeinsam mit Verena Peykan die therapeutische Leitung des Zentrums innehat. „Erst wenn wir das Gefühl haben, dass die Motivation stimmt, kommt der nächste Schritt. Es ist ein langer Weg.“
Immerhin: Die Tatsache, dass das Bundesverfassungsgericht seine Klage gegen die Unterbringung ablehnte, habe der Mann mittlerweile akzeptiert. „Das hat er gut aufgenommen“, so Pörtner-Pieper. Er zeige Bereitschaft zum Gespräch und richte sich in seinem Zimmer und den zu seiner „Wohngruppe“ gehörenden Räumen zunehmend ein.
Sein Tag beginne in der Regel mit Wecken, Frühstück, Zeitung lesen. Danach wendet er sich Alltagsaufgaben zu, deren Erledigung er mit Hilfe von Sozialarbeitern allerdings erst wieder lernen muss: Wäsche waschen, Einkaufslisten erstellen, Haushaltsgeld verwalten. Sein Essen bereitet der Mann, der übrigens gelernter Koch ist, in der „WG-Küche“ selbst zu.
Er habe auch den Wunsch geäußert, gemeinsam mit Mitarbeitern zu kochen. Die Nachmittage verbringe der aus Bayern stammende Mann, der einst wegen schwerer Gewalt- und Sexualstraftaten verurteilt wurde, gern mit Gartenarbeit.
Therapie für Straftäter
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Personalprobleme mittlerweile gelöst
„Für uns war es eigentlich hilfreich, dass wir den Betrieb mit nur einer Person starten konnten“, so Markus Brehmer, der für die Verwaltung des Hauses zuständig ist. So habe man die im Probelauf erarbeiteten Verfahren in Ruhe auf die Realität anwenden lernen können. Auch die Personalprobleme habe man mittlerweile gelöst. Musste der LVR angesichts mangelnder Bewerber von außen zunächst immer wieder vorübergehend Mitarbeiter aus Kliniken abziehen, so habe man nun eine Truppe zusammen, die bis zur avisierten Schließung der Einrichtung am Standort Oberhausen Ende 2012 im Einsatz bleiben werde.
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