Oberhausen.. Im Oberhausener Therapiezentrum herrscht nun „Vollbetrieb“: Seit Donnerstag lebt in der für Gruppentherapien umgebauten JVA der erste ex-sicherungsverwahrte Straftäter. Wie sein Alltag aussehen wird, weiß noch niemand so recht.

Im Oberhausener Therapiezentrum herrscht nun „Vollbetrieb“: Seit Donnerstag lebt in der für Gruppentherapien umgebauten JVA der erste ex-sicherungsverwahrte Straftäter. Wie sein Alltag aussehen wird, weiß noch niemand so recht.

In der neuen Therapie-Einrichtung begann gestern nach Umbau und Probelauf offiziell der so genannte Vollbetrieb. Wobei „Vollbetrieb“ ein irreführender Begriff ist angesichts der Tatsache, dass in der umgebauten JVA vorerst nur ein einziger ehemaliger Sicherungsverwahrter leben wird. Er wurde gestern Abend von seinem Übergangsdomizil in der Essener Forensik nach Oberhausen gebracht. Vorerst wird er allein sein in der auf Gruppentherapie angelegten neuen Einrichtung, umgeben nur von den 27 Mitarbeitern, die sich im Schichtdienst abwechseln.

„Es ist auch für uns
eine bizarre Vorstellung“

Dass dem Außenbetrachter diese Vorstellung bizarr erscheinen muss, ist den Verantwortlichen klar. „Es ist auch für uns eine bizarre Vorstellung“, sagt Gerd Hoehner. Hoehner ist Psychologe und beim Träger der Einrichtung, dem Landschaftsverband Rheinland, für den Bereich Forensik zuständig. Er begleitet die Startphase des Oberhausener Therapiezentrums, mit dem selbst die Experten des LVR Neuland betreten.

Sicher – das in den vergangenen Monaten ausgearbeitete Konzept habe Hand und Fuß, sagt Hoehner, völlig planbar sei die künftige Arbeit aber nicht. Vieles komme auf die „Untergebrachten“ an, wie man die aus der Sicherungsverwahrung Entlassenen hier nennt, schließlich sollen sie weder Gefangene sein, wie in einer JVA, noch Patienten, wie in einer Forensik.

Schon darüber, wie der Tagesablauf des ersten Bewohners aussehen wird, könne man wenig sagen. „Das soll er uns sagen.“ Selbstverständlich gebe es gewisse Vorgaben, aber „wir werden ihm kein fertiges Programm servieren“. Genau darum gehe es in der Therapie-Einrichtung: „Im Gefängnis wurden die Leute gelebt. Hier nehmen wir ihnen ihre Verantwortung für das eigene Leben nicht mehr ab.“

„Unkompliziert“
wirke der Bewohner

Immerhin: Am Malen habe der Mann Interesse und sei gelernter Koch – was Hoehner hoffnungsvoll stimmt, schließlich sollen die Bewohner der Therapie-Einrichtung selbst – und im besten Fall gemeinsam – ihr Essen zubereiten.

Ob das allerdings Realität wird, weiß derzeit niemand. Hoehners größte Sorge: dass der erste Bewohner in der auf Gruppentherapie angelegten Einrichtung dauerhaft allein bleibt. 13 Anträge auf Unterbringung liegen derzeit noch bei verschiedenen Gerichten, nachdem zwei bereits abgelehnt wurden. „Wenn wir hier in vier Wochen vier Leute sitzen haben, dann bin ich froh. Wenn der Herr dann immer noch alleine ist, habe ich große Bedenken.“

Ob der 63-Jährige selbst auf Dauer bleibt, ist allerdings ebenfalls ungewiss: Sein Anwalt hat beim Bundesverfassungsgericht Beschwerde gegen seine Unterbringung in Oberhausen eingelegt.