Oberhausen. .

Dramaturg Tilman Raabke outet sich als Jelinek-Fan und Intendant Peter Carp in der Rolle des Regisseurs erinnert sich gern an den „überraschend großen Erfolg“, den Raabke und er in Luzern mit der Inszenierung des Stückes „Babel“ der Literatur-Nobelpreisträgerin erzielten. Beste Voraussetzungen dafür, dass ihnen die „Winterreise“ auch gelingt.

Premiere hat die mittlerweile fünfte Inszenierung des Stücks des Jahres 2011 am Freitag, 18. November, um 19.30 Uhr im Großen Haus des Theaters. Ein Jelinek-Stück in Oberhausen zu zeigen, sagt Carp, sei praktisch überfällig gewesen, denn bisher hat hier noch niemand ein Werk der Erfolgsautorin inszeniert.

Wenn Elfriede Jelinek Stücke schreibt, verzichtet sie darauf, Rollen oder Regieanweisungen oder gar Dialoge vorzugeben. Ihr Text ist praktisch eine Anregung, die dazu passende Handlung zu erkennen und auch die Figuren, die darin vorkommen sollen, selbst zu kreieren. Doch nein - erfunden wird da nichts. Tilman Raabke betont, dass die Autorin alles vorgebe: „Wenn man den Hinweisen im Text zuhört, ist ein realer Kern heraus lesbar.“

Auf jeden Fall etwas neues

„Eine reizvolle Aufgabe“, so Carp, sei die Inszenierung schon. Zwischen Ankommen und Abreise werde es eine Handlung geben. Doch was konkret passieren wird, verrät der Regisseur nicht. Wir müssen also gespannt abwarten, was uns serviert wird. Auf jeden Fall etwas Neues, denn es sei typisch für Inszenierungen von Jelineks Stücken, dass sie extrem unterschiedlich interpretiert werden.

Was aber stets vorkommt, hat mit der Biografie der Autorin zu tun, mit ihr, ihrer Beziehung zur Mutter und zum Vater, der in der „Winterreise“ erstmalig selbst zu Wort komme, so Raabke. Ansonsten spielen eine (Banken)-Hochzeit, Österreichs wieder aufgetauchte „Verschwundene“ Natascha Kampus und die Reaktion auf ihre Art, sich den Medien zu stellen sowie der Alpen-Tourismus und seine Folgen wichtige Rollen.

Wortspiele und Kalauer

Raabke sagt, Jelinek verstehe es, „die Sprache selbst zum Sprechen zu bringen.“ Durch Wortspiele, Verschiebungen und Kalauer ergäben sich neue Bezüge. Das erstaunliche Ergebnis: „Man sieht die Welt neu und auf sehr komische Weise. Jelinek sagt witzige Dinge über das Leben.“

In ihrer „Winterreise“ wandelt Jelinek auf den Spuren des Wanderers aus Schuberts Liederzyklus, hat dessen Lied-Texte von Wilhelm Müller in die eigene Sprache eingewebt. Und so passt es, dass Jan-Peter Sonntag, in der „Winterreise“ von Raabke und Carp zuständig für die Musik, auch einige der Schubert-Lieder bearbeitet oder zitiert.