Oberhausen. .

Puppenspieler entwickeln mitunter ein Eigenleben: Dann nämlich, wenn ihr Arbeitswerkzeug einfach zu schwer wird. Denn wenn eine Figur über einen langen Zeitraum in die Höhe gehalten werden muss, kann das den Arm ganz schön ermüden. „Jedes Gramm zu viel bringt den Puppenspieler zum Weinen“, erklärt Carsten Sommer am Sonntag in der Ludwiggalerie. Beim Vortrag „Die 13einhalb Einzelteile des Käpt’n Blaubär“ gewährt der Puppenbauer geheime Einblicke in die Welt der berühmten Figuren von Kult-Autor Walter Moers.

Carsten Sommer muss es wissen. Er hat das Aussehen der Charaktere mit erfunden und arbeitet seit vielen Jahren mit Walter Moers zusammen. „Ich kenne ihn schon seit 20 Jahren. Das ist ziemlich anstrengend!“, scherzt Sommer. „Aber auch sehr nett!“

Viele Kinder sind in die Ludwiggalerie gekommen, aber auch die Erwachsenen blicken neugierig in die Puppenkiste. Der Tisch neben Carsten Sommer sieht ein wenig aus wie ein Operationstisch. Die Figuren kommen nicht in fertiger Ausstattung daher, sondern in vielen kleinen Einzelteilen. „Sind die alle kaputt?“, flüstert ein Knirps im gut gefüllten Saal seiner Mutter zu. Carsten Sommer kann beruhigen: „Für die Szenen in der Serie werden oftmals Einzelteile verwendet.“ Am Objekt aus buntem Stoff demonstriert er, was er damit meint: Mit der Hand fasst er in den Kopf einer Bärchen-Figur, die allen Fans der Blaubär-Familie bestens bekannt ist. „Hier kann man anschließend ein Stück eines Körpers ergänzen.“ Aus verschiedenen Bausteinen wird schließlich das Gesamtkunstwerk.

Zumindest, wenn es denn überhaupt benötigt wird. Oftmals wird bei den Dreharbeiten nur mit einzelnen Köpfen, Füßen oder Oberkörpern gespielt. Wichtig ist, was sichtbar ist. Denn: Die Produktion ist teuer, der Umbau der Figuren muss schnell gehen. Außerdem müssen die Puppenspieler ihre Figur möglichst einfach bedienen können. Carsten Sommer schnappt sich wieder das Bärchen zieht an Drähten, die wiederum die Arme des Stoffgesellen bewegen und steuert mit der anderen Hand den Kopf. „Seht ihr? So geht das!“ Die Kinder staunen, die Erwachsenen noch mehr.

Kinder staunen - dieErwachsenen auch

Mitunter werden zwei Spieler pro Figur benötigt. Die Beine der Bärchen bewegen sich mit Hilfe von Gelenken. „Wie beim Menschen!“ Allerhand! Ein großer Schmunzler: Per Fernsteuerung können die Augen kontrolliert werden. Klimper, Klimper! Schon flirtet das Bärchen mit dem Publikum.

Immer wieder wandert der Blick der Kinder herüber zu einer großen Käpt’n-Blaubär-Figur. „Der Pullover ist mit einer Strickmaschine erstellt worden“, sagt Sommer. Der ist für einen Menschen aber nicht geeignet. Spezielle Stulpen erlauben es den Puppenspielern sich beim Seemannsgarn-Experten „einzuhaken“. Die Kosten für die Puppen werden übrigens oft gehütet. Rund 8000 Euro werden es bei einer Bärchenpuppe schon sein. Daher gilt für die Exponate auch: Gucken ja, anfassen nicht.

Ein Geheimnis gibt es zum Abschluss: Käpt’n Blaubär bekommt es in einer künftigen Folge mit einem Computervirus zu tun - dafür wird der Bär digitalisiert. Den Virus selber gibt es aber auch als Puppe: Es ist ein Monsterkopf mit Rasterlocken. Die Besucher in der Ludwiggalerie durften schon gucken!