Oberhausen. .
Die sich selbst als eine Art Freizeitverein für Motorradfreunde sehende Rockergruppe „Bandidos“ hat in Oberhausen seit Frühjahr eine feste Adresse: Sie hat auf einem Hinterhof mehrere Räume an der oberen Marktstr./Mülheimer Str. angemietet und nutzt diese Immobilie für regelmäßige Clubtreffen. Der Chapter Oberhausen der „Bandidos“ wurde bereits 2009 gegründet - seitdem suchten die Rockerfreunde nach Erkenntnissen der Polizei zunächst erfolglos Räume für ihre Aktivitäten.
Dass sich die „Bandidos“ ausgerechnet in der City dauerhaft niedergelassen haben, hielten die Verantwortlichen in dieser Stadt allerdings unter der Decke: Man befürchtete durch breite Veröffentlichungen einen Imageschaden.
Denn immer wieder werden die bekannten Rockergruppen wie die „Hells Angels“ oder auch die „Bandidos“ mit Gewaltdelikten, dem Rotlichtmilieu und dem Drogenhandel in Verbindung gebracht. „Wir wissen, dass sich einzelne Mitglieder der Rockergruppen im Drogen- und Waffenhandel sowie in der Rotlicht- und Türsteher-Szene betätigen“, heißt es beim Landeskriminalamt. In NRW hätten die Bandidos 16 Chapter mit rund 200 Mitgliedern gegründet.
Vor zwei Jahren eskalierte die Gewalt zwischen den verfeindeten Angels und Bandidos in Duisburg. Szene-Experten vermuteten dahinter Streit um Einflusszonen.
"Bisher ist alles ruhig geblieben"
„Wir sind keine kriminelle Vereinigung“, wendeten sich aber damals wie heute „Bandidos“-Chefs, wie der europäische Vizepräsident „Bandido Peter“, gegen Vorurteile und Verdächtigungen. „Wir sind eine große Familie. Wir haben Ideale, die wir verteidigen.“
Ist etwa ein Mitglied der „Bandidos“ in Nöte, eilen sehr schnell viele kräftige Kollegen herbei, wie kürzlich auch die Oberhausener Polizei erfahren musste. Ein „Bandido“ war in eine Kneipenprügelei an der Helmholtzstraße verwickelt; plötzlich tauchte eine größere Gruppe, bestehend aus wohltrainierten stämmigen Freunden, auf. Die Polizei trommelte neun Einsatzwagen herbei.
Nach außen demonstrieren Ordnungsdezernent Frank Motschull und Polizeipräsidentin Kerstin Wittmeier Gelassenheit. „Die Aktionen der Bandidos werden beobachtet. Die Polizei hat das im Blick. Bisher sind aber keinen Auffälligkeiten gemeldet worden. Wir hoffen, dass alles friedfertig bleibt“, sagt Motschull.
„Bisher ist alles ruhig geblieben. Die treffen sich da halt. Ärger gab es bisher nur in Städten, wo Hells Angels und Bandidos auftreten - und die Hells Angels haben wir hier nicht“, sagt Wittmeier.
Kein Imageschaden durch Bandidos
So richtig begeistert über ihre neuen Nachbarn auf der Marktstraße sind City-Manager Franz Muckel und nahe Geschäftsinhaber zwar nicht, sie sagen aber nach sechsmonatiger Erfahrung auch: „Die verhalten sich hier völlig unauffällig.“ Nur bei wenigen größeren Ausfahrten der Rockergruppe mit dicken Motorrädern röhrte es laut durch die Straße - mit ihrer für viele „etwas befremdlichen Anmutung“, wie jemand sagt. Solange alles so ruhig sei, meint Muckel, bedeute der neue Sitz der Bandidos auch keinen Imageschaden für die Marktstraße.
Wer sich mit der Szene beschäftigt, weiß auch, dass in der Regel Rockergruppen bedacht sind, sich unauffällig zu bewegen. Nach deren Ehrenkodex wird eben bei Konflikten nicht die Polizei eingeschaltet, sondern Unangenehmes unter sich geregelt.
Auf der Internet-Seite der Bandidos Oberhausen ist für solche Fälle auch der Leitspruch veröffentlicht „Expect no mercy“ (Erwarte kein Mitleid). Dort gedenkt man auch des am 8. Oktober 2009 durch ein Angels-Mitglied in Duisburg erschossenen Bandidos Eschli - er war Mitglied im Oberhausener Chapter.