Oberhausen. .

Funktioniert Werbung noch mit richtigem Deutsch? Der Westen schaute sich in der Alten Mitte Oberhausens um.

Nicht nur der Werbespruch „For you vor Ort“ der Drogerie-Kette Schlecker erregt Gemüter. Leser beschwerten sich zum Beispiel über „Im Westen geht die Sonne auf“, einen Slogan des Theaters. Kinder, die das lesen, könnten auf den Gedanken kommen, die Welt habe sich gedreht.

Ob englisch, deutsch-englisch, englisch-deutsch oder sinnentfremdet - wir haben immerhin einen LeserLaden und kein Service-Center. Doch taucht seine Schreibweise so nun demnächst im Diktatheft von Grundschülern auf? Funktioniert Werbung überhaupt noch mit orthografisch und grammatikalisch richtigem Deutsch? Wir schauten uns in der Alten Mitte um.

„Hier live erleben“

„Von früh bis Bier“ ist das Café Extrablatt geöffnet. Ist das nun korrekt, verblödend oder einfach witzig? Gleich gegenüber im „Outlet store & more“ macht der Kunde „The new experience“. Wiederum daneben lädt ein Laden zum „happy shopping“ ein und bei „KiK“ kann man „Kleidung clever kaufen“.

Das „Subway“ - Sie ahnten es schon - ist natürlich „open“ und der asiatische Imbiss bietet Speisen „to go“. Bei „Rossmann“ könnte man zunächst vermuten, hier sei nichts Verdächtiges zu finden. Drinnen aber gibt’s Regalüberschriften wie „Styling“ oder „Color-Tips“. Weiter geht’s: „Santander“ ist eine „Consumer Bank“ übrigens „für alle, die ihre Freiheit lieben“. Korrekt, oder bringt man so Kunden auf eine falsche Fährte?

Bei „Unitymedia“ steht: „Hier live erleben“. An der Elsässer Straße befinden sich ein „article shop“ sowie die Friseure namens „Look“ und „Super Cut“. Der Juwelier besitzt eine „Homeline“, die Lichtburg eine „Coffee-Corner“. „Alltours“ lockt: „Buchen Sie drinklusive Urlaub!“ Das Elsa-Brändström-Gymnasium nennt seine Kantine am Friedensplatz „Café Lunch Ström“. Ein Reisebüro verspricht ein „Mega Party-Jahr“, „Job Tours“ und „Wellness-Reisen“. „Behnert“ ist „your professional sportshop“ und im Handyladen heißt es: „Entertain jetzt neu“.

„Style for Fashion“

„Hier bin ich heimisch, hier kann ich sein“. Geht doch, „dm“ hat’s drauf. Aber die Sonderangebote draußen heißen „Styling“ oder „Power“. Selbst bei „Woolworth“, mit Beschriftungen wie „Damenmode“, Damenwäsche“, „Angebote“ oder „Strümpfe“ völlig denglisch-unverdächtig, hat für „Kids“ auch „Hallo Kitty“, „Big Shirts“ und - man beachte die Schreibweise - „Legging“.

Ein wertender Begriff

„Denglisch“, ein Kofferwort aus „deutsch“ und „englisch“, ist ein wertender Begriff. Was ihn genau umfasst, folgt aus einer subjektiven Einschätzung dessen, der ein Wort als „denglisch“ bezeichnet. Von Denglisch sprechen einige vor allem, wenn englische Verben und Adjektive in die deutsche Sprache übernommen werden: eine stylishe Hose, ein gecancelter Flug. Hier wird eingewendet, man könnte auch von modischer Hose oder abgesagtem Flug zu reden. Die Sprachwissenschaft hat nichts dagegen, denn die englischen Elemente werden korrekt an die Gegebenheiten der deutschen Sprache angepasst. Als „denglisch“ wird kritisierend auch die Konstruktion neuer Ausdrücke bezeichnet, die sich aus englischen und deutschen Wortbestandteilen zusammensetzen. Ein typisches Beispiel dafür ist der Backshop.

„Pieper“ feiert 80-Jähriges: „Schön, Sie zu sehen“. Das hat doch etwas. Da hat sich niemand beeinflussen lassen von den Nachbarn, namens „The Trendsetter Company“ oder „Young Fashion“. „Tchibo“ wirbt für seine Herbstangebote: „So weit so cool“. Apropos Angebote: Der Schlussverkauf heißt mittlerweile „Sale“. „New Yorker“ präzisiert das noch mit „Autumn 2011“.

„Your job your work“ steht im Schaufenster eines Personaldienstleisters. „Schön und günstig“ gibt’s bei „NKD“ zurzeit „Outdoorjacken“. „Style for Fashion“ befindet sich direkt neben „Boom Cool Fashion“, gegenüber bietet der Friseur „perfect hair“ einen „Spontanservice“, „Head Packs“ gibt’s bei der Konkurrenz namens „Head Factor“.

„Hier bin ich König“

Ein Schild mit Pfeil weist auf einen Laden hin, der „Spielkram“ führt, Holz-, Brett-, Kartenspiele, Sammelkarten - doch was bitteschön ist sind „Tabletop“? Der angelsächsische Genetiv ist ja mittlerweile vom Duden erlaubt und so ist „Herbie’s“ in Ordnung. Doch die wilde Apostrophiererei geht weiter: Auf einer Tafel steht: „Ausgefallene Mode zu Superpreisen, auch Ketten-Schal’s“. „Freshbank“ heißt das kostenlose Girokonto für alle unter 27. „Wir gehen Ihnen an die Wäsche“, verspricht eine Reinigung. Ist das zu frech oder noch erlaubt? „Hier bin ich König“. Das hat doch was. Klingt einladend, positiv, ist richtig geschrieben. Nicht einmal „open“, sondern „offen“ ist die Tür. Testsieger gefunden? Nein. Disqualifiziert, weil es sich um die Spielstuben handelt.