Oberhausen. .

Oberhausen hat eine „City“, keine Innenstadt. Die „Rehberger Brücke“ heißt „Slinky Springs to Fame“, obwohl kaum einer weiß, wer oder was „Slinky“ genau ist. Die EVO versorgt ihre Kunden lieber mit „Power“ als mit Strom und an den Tankstellen scheint das „Fuel-Save Super“ und „V-Power Racing“ irgendwie doch besser zu sein als einfaches Super-Benzin, nicht? „Die Zunahme von Anglizismen gefährdet den Verbraucherschutz in diesem Land. Nur wenn Werbung verständlich ist, bleibt sie transparent“, sagt Hans-Joachim Thelen.

Thelen ist Vorsitzender der Region nördlicher Niederrhein des Vereines Deutscher Sprache (VDS). An diesem Samstag steht er unter einem weißen Zelt in der Sterkrader Fußgängerzone. Mit Broschüren und einer Unterschriftenliste will er auf die Vermischung der deutschen und englischen Sprache - kurz „Denglisch“ genannt - aufmerksam machen. Der 68-Jährige kämpft seit zehn Jahren gegen diesen, wie er sagt, „Sprachpansch“ - für ihn nicht nur ein Verbrechen am deutschen Wortschatz: „Englische Worte klingen hipp und suggieren Weltoffenheit. Ein Handy macht aber trotzdem nichts anderes als ein Mobiltelefon. Alles Augenwischerei der Industrie.“

Ärger über Scheinanglizismen

Der Begriff „Handy“ sei zudem noch besonders kritisch zu sehen, da er nicht einmal das englische Äquivalent für Mobiltelefon ist. „Übersetzt ins Deutsche heißt ‘Handy’ handlich, das Mobiltelefon nennen Engländer ‘mobile“, die Amerikaner ‘cell phone’.“ Scheinanglizismen heißen solche pseudo-englischen Fremdwörter - die deutsche Sprache ist voll davon.

Klaus Pickartz gesteht, schon häufiger ein Wörterbuch beim Einkaufen vermisst zu haben. „Manchmal habe ich das Gefühl, die Industrie will gar nicht, dass ich verstehe, was da auf den Verpackungen steht.“ Auch bei der täglichen Zeitungslektüre fallen ihm oft Anglizismen auf, die er seiner Frau Marlies erst vorlesen muss, damit sie sie ihm übersetzt. „Ich hatte keinen Englischunterricht in der Schule und sollte auch ohne diese Sprache auskommen können, wenn ich in Deutschland lebe“, meint er.

Protestliste gegen "Denglisch"

Der Faulheit deutscher Muttersprachler sei es auch zu verdanken, dass immer mehr englische Worte im Alltag eingesetzt werden. „Schwappt eine neue Modewelle aus den USA oder Großbritannien nach Deutschland, übernehmen wir oft gleich den Namen mit, statt uns einen eigenen zu überlegen.“ „Paintball“ spielt man deshalb auch im Lipperfeld, die WM 2006 schauten wir gemeinsam beim „Public Viewing“ - bis sich Radiohörer des WDR 2008 um die Übersetzung „Rudelgucken“ bemühten. Der Begriff hat sich bis heute aber kaum durchgesetzt.

Das stört auch Irmgard Malcher. Die 70-jährige Bottroperin hat eine Protestliste des VDS unterschrieben, die am Stand in Sterkrade ausliegt. „Unsere Sprache ist wunderschön.“ Hat sie denn auch ein Lieblingswort?

„Romantik“, grinst der Ehemann. Der Begriff nun stammt allerdings aus dem Französischen.