Oberhausen.
„Mach dich mal nicht so breit hier“, sagt ein Rentner in seiner Stoffhose zu dem bulligen Biker in Lederweste. Der Biker dreht sich um, streckt umständlich in der engen Menschenmenge vor dem Tresen seinen dicht tätowierten Arm aus - und hält dem Rentner grinsend ein frisch gezapftes Pils entgegen. „Auf dein Wohl, alter Mann.“
Das McJacks in Schmachtendorf ist so ein Ort, an dem mann sich kennt: Seit acht Jahren gibt es den Irish Pub an der Hiesfelder Straße, eine Kneipe im Stil der irischen und englischen Pubs, deren stickige und verrauchte Enge an die besten Küchenpartys aus Studententagen erinnert.
Mittlerweile zählt der Pub viele Stammgäste
„Eigentlich ist hier immer viel los“, sagt der langhaarige Mann am Eingang der Kneipe. Flach hat er sich an die rot gestrichene Wand mit allerlei Industriezeichnungen, bekritzelten Bierdeckeln aus Irland und gerahmten Zeitungsnotizen drückt, damit Neuankömmlinge sich an ihm vorbeiquetschen können. „Viele Stammgäste halt, die zu einer Familie zusammen gewachsen sind.“
Der Mann, der das sagt, hat dieser Familienbande quasi sein Wohnzimmer angeboten: Hans Kuhn, ein 60-jähriger gelernter Schreiner, hat das McJacks 2003 aus der Arbeitslosigkeit heraus eröffnet, im Erdgeschoss seines Einfamilienhauses am Schmachtendorfer Markt. Live-Musik wollte er in die deutsche Kneipenkultur bringen, so wie er das bei seinen zahlreichen beruflichen Aufenthalten in Großbritannien und Irland gesehen hatte. „Abends hat da immer jemand die Gitarre herausgeholt. Das hatte etwas von Hausmusik, man saß zusammen, gemütlich, hat gesungen und sich unterhalten.“
Zwei Jahre lief das Geschäft eher schleppend
Zwei Jahre lang lief das Geschäft eher schleppend, heute treffen sich hier Vereine, Parteien und Stammtische: Christian Meyer stößt dort jeden Donnerstag mit seinen Freunden an. „Die Atmosphäre gefällt uns einfach“, sagt der 33-Jährige, da stupst ihn auch schon seine Nachbarin vom Thekenplatz: „So eine Kneipe ist einzigartig und besonders“, sagt die Sterkraderin Alexandra Nagel. „Als ich zum ersten Mal hier war, wurde ich sofort aufgenommen, ohne wenn und aber. Wo gibt’s das heute noch?“ Kaum hat sie ausgesprochen, da stimmt auf vier Quadratmetern Bühne die Oberhausener Gruppe „Black Panthers“ zur lauten Gitarrenrock an.
Den einzigen Tisch mit Sitzbank im Pub haben sich Silke Vollmer und Tanja Woicziak reserviert. „Wir kommen aus Düsseldorf“, sagen die beiden Schwestern. Moment – aus Düsseldorf? Ja, nicken sie ein Mal, und ja, zum zweiten Mal, zum Bierchen trinken sind sie aus der Rheinmetropole mit ihrer schattigen Altstadt ins kleine Schmachtendorf gefahren. Herzlicher und offener sei die Kneipenkultur im Ruhrgebiet, sagen die Schwestern; erzählen von den vielen Touristen in Düsseldorf und wie die Kneipen dort mehr Geschäft als Gemütlichkeit geworden sind. „Kneipen sollten etwas Persönliches sein“, sagen sie. „Wie hier.“