Oberhausen. Oberhausen hat zwar keine offene Drogenszene, Treffpunkte für Dealer und Konsumenten gibt es trotzdem genug. Das Kriminalkommissariat 12 geht dagegen vor - sein Leiter Michael Mende erklärt, wo die Schwierigkeiten liegen.
Oberhausen hat keine offene Drogenszene. Orte, an denen in großem Stil offenkundig gedealt wird, finden sich hier seit Jahren nicht, sagt Michael Mende, Leiter des Kriminalkommissariats 12 bei der Oberhausener Polizei: „Wo die Konsumenten sind, sind auch die Dealer.“ Mit sechs Kollegen seines Kommissariats ist er für die Bekämpfung der Drogenkriminalität in Oberhausen zuständig.
Er weiß, dass es dennoch in Oberhausen Treffpunkte gibt, an denen immer wieder Konsumenten und Dealer zusammenfinden: „Es gibt Junkie-Treffs wie in jeder anderen Stadt auch. Da sind zum Beispiel der Brunnen in Sterkrade, manche Parks und immer auch die Bahnhöfe. Außerdem treffen sie sich oft in der Nähe von Ärzten, die mit dem Methadon-Programm arbeiten.“
Drogenkonsum im Wandel
Seiner Beobachtung nach tritt derzeit ein Wandel im Drogenkonsum ein: „Deutlich auf dem Rückzug ist Heroin, während Cannabis und synthetische Drogen wie Amphetamine und Ecstasy klar auf dem Vormarsch sind.“ Ein überaus „heimliches Leben“ führe die Kokain-Szene, deren in der Regel recht gut situierte Konsumenten und Dealer oft gar nicht auffielen. Sie entsprechen nicht dem immer noch verbreiteten Bild eines Junkies, der beispielsweise durch Ungepflegtheit auffällt: „In diese heimliche Szene finden wir nur selten Zugang.“
Die Zahlen zeigen ein rückläufiges Ergebnis bei Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz von 2009 (1410 Straftaten) auf 2010 (1141 Straftaten). Typisch für die Drogenbekämpfung sei es, „dass kaum Hinweise aus der Bevölkerung eingehen, denn es ist ein verstecktes Geschäft“, so Mende.
"Dealer sind in die Nachbarstädte abgewandert"
Vielmehr erhöhe sich die Zahl der Festnahmen und aufgeklärten Straftaten, sobald die Polizei mehr kontrolliere. „Durch verstärkte Präsenz haben wir in Oberhausen den Druck erhöht. Das Resultat ist, dass einige Dealer in Nachbarstädte abgewandert sind. Längst ist der Drogenhandel nicht mehr an Stadt- oder Landesgrenzen gebunden“, sagt Mende.
Auch das Drogengeschäft arbeite nach dem Angebot- und Nachfrage-Prinzip. „Man geht halt zum Dealer seines Vertrauens, und der lebt von der Mundpropaganda.“ Nach wie vor kommt die Mehrzahl der Drogen aus den Niederlanden. Dort ist auch ein neuer Zweig des Drogenhandels entstanden. Mende: „Ganze Cannabisplantagen kommen quasi als Bausatz aus Holland, werden hier aufgebaut, so entstehen mehrere Ernten in kürzester Zeit.
Pro Ernte 20 bis 40 Gramm
Die ersten Ernten werden dann als Bezahlung an den Lieferanten abgegeben, danach dealt der Käufer der Anlagen auf eigene Kappe.“ Nicht selten finden sich solche Plantagen auch mal mitten in einem Wohnzimmer. Eine Pflanze, so Mende, kann man pro Ernte 20 bis 40 Gramm bringen.
Drogen seien zurzeit „relativ billig“. Mende nennt Zahlen: „Für 0,2 Gramm Heroin blättert man zehn bis 15 Euro hin, Cannabis kostet fünf bis zehn Euro pro Gramm, Marihuana acht bis zwölf Euro, Haschisch ist fast vom Markt verschwunden.“