Oberhausen. . Ein Sterkrader Arzt möchte weitere Heroinabhängige mit Methadon behandeln, die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein lehnt das ab. Inzwischen gibt es einen Rechtsstreit. Zugleich droht in Oberhausen eine Methadon-Unterversorgung.

Stell’ dir vor, du könntest Abhilfe schaffen – und keiner will was davon wissen. So jedenfalls kommt es Nader Aslamjar vor, einem Sterkrader Internisten, der in seiner Praxis auch Methadon an Heroinabhängige abgibt. Seit langem ist bekannt, dass bei der Versorgung von Suchtkranken in Oberhausen ein Engpass droht, weil die ohnehin kleine Gruppe der so genannten „substituierenden Ärzte“ überaltert ist. Nader Aslamjar würde gerne mehr Patienten aufnehmen, darf aber nicht. Inzwischen führt er deshalb sogar einen Rechtsstreit mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein.

„Angespannte Situation“

„Seit drei Jahren bemühe ich mich, die Kapazitäten zu erhöhen“, sagt Aslamjar, der derzeit eine Genehmigung für 85 Methadon-Patienten hat und auf 120 erhöhen möchte. „Die Warteliste ist lang.“ Doch die KV erteilte dem Begehr eine Absage. Aslamjar zog vors Sozialgericht Düsseldorf, das seine Klage für zulässig erklärte. Der Verweis der KV auf die übliche Höchstgrenze von 50 Patienten trage als Argument nicht, so das Gericht, zumal es vor Ort offenbar tatsächlich eine Unterversorgung gebe.

Statistiken legten den Schluss nahe, „dass gerade in Oberhausen die Situation der vertragsärztlichen Versorgung im Bereich der substitutionsgestützten Behandlung Opiatabhängiger eher als angespannt zu beurteilen ist“. Je nach Interpretation der Zahlen ergebe sich ein Wert von bis zu 149,6 Patienten pro substituierendem Arzt, was mit Abstand einen „landesweiten Spitzenwert“ bedeutete.

Viele niedergelassene Ärzte scheuen die Aufnahme Suchtkranker, die oft die Diffamierung als „Drogenarzt“ mit sich bringt und andere Patienten verprellt. Hinzu kommt viel Bürokratie sowie die Notwendigkeit hoher Sicherheitsstandards. Dass der Verdienst dabei keineswegs von schlechten Eltern ist, vermochte dennoch seit langem keinen weiteren Oberhausener Mediziner von einem Einstieg zu überzeugen – allen Rundschreiben der KV und dem guten Zureden ihres örtlichen Vertreters Heinrich Vogelsang zum Trotz.

Ausnahmen für andere

Umso mehr ist Aslamjar verärgert über das Beharren der KV in Düsseldorf. Dort mag man zu dem laufenden Verfahren nichts sagen, verweist aber erneut auf die 50 Patienten-Richtlinie. „Es wird nicht so gerne gesehen, wenn zu viele in einer Praxis substituiert werden, dann entwickelt sich ein bisschen so ein Junkieplatz“, sagt Sprecherin Karin Hamacher. „Je mehr Patienten, desto mehr Beschwerden bekommen wir aus dem Umfeld.“

Auch mit Blick auf die Praxis von Aslamjar hatte es vor Ort bereits Diskussionen gegeben – Stichwort Kleiner Markt. Aslamjar hält die Klagen für übertrieben. „Die wenigsten derjenigen, die sich dort treffen, sind drogenabhängig.“ Und: Ausnahmen von der 50 Patienten-Marke gibt es durchaus, das räumt selbst die KV ein: Ein weiterer Arzt in Oberhausen hat eine Genehmigung für 150 Methadon-Patienten, ein anderer für 80. „Das muss man im Einzelfall entscheiden.“