Oberhausen.

„Es geht nicht um eine neue Struktur. Es geht vor allem darum, dass sich das Denken ändert“ – sagt Andreas Stahl (40), Leiter des neu geschaffenen „Büros für Chancengleichheit“.

Daran wollen er, seine Stellvertreterin Britta Costecki (41) und ihr 14-köpfiges Team gemeinsam arbeiten. Das übergeordnete Ziel: Oberhausen zu einer sozialen, familienfreundlichen und solidarischen Stadt für alle zu machen -- für junge wie alte, behinderte wie nicht behinderte, hier geborene wie zugewanderte Oberhausener. Ab 1. Oktober wird das „Chancen-Team“, dessen Mitarbeiter bislang noch über verschiedene Verwaltungsstellen in der Stadt verstreut sind, ein gemeinsames Domizil haben: die bisherige „Kultur-Villa“, gleich gegenüber vom Rathaus, wird dann zur „Villa für Chancengleichheit“.

Barrierefreier Eingang

Bis im Herbst erste konkrete Projekte begonnen werden können, ist noch einiges an Vorbereitung zu leisten, setzt sich erstmal das Umzugskarussell in Gang: Zunächst einmal muss die Kultur-Villa leergezogen und mit einem barrierefreien Eingang versehen werden. Dazu zieht Familiendezernent Reinhard Frind, seit 1. Juli Erster Beigeordneter, von der Kulturvilla ins Rathaus um, das Bildungsbüro zieht ins Technische Rathaus Sterkrade.

Im Gegenzug werden das Familienbüro, die Gleichstellungsstelle, das Ehrenamtsbüro sowie die Koordinierungsstellen Integration und „Leben im Alter“ in die Villa an der Schwartzstraße umziehen.

Bewegung beim Personal

Auch personell wird es noch Bewegung geben. Zwei Vollzeitstellen fürs Chancenbüro würden noch in den Sommerferien intern ausgeschrieben, erklärt Oberbürgermeister Klaus Wehling: eine für den Bereich „Ehrenamtliches Engagement“, dessen bisheriger Leiter Harald Elke in den Sozialbereich wechselt, die zweite für den neu hinzukommenden Bereich „Inklusion“. „Für eine Übergangszeit“, so Wehling, bleiben die bekannten Ansprechpartner für alle im Büro für Chancengleichheit aufgehenden Bereiche erhalten, aber die Alleinzuständigkeit für bestimmte Themen soll schnell abgebaut werden. Wir werden zu einem ganz anderen Verwaltungshandeln kommen“, ist der Oberbürgermeister überzeugt.

„Schon während der Vorbereitungsphase hat man gemerkt, wie sich das Denken verändert“, erzählt Britta Costecki, bislang stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte. „Ich selbst hab’ viele Themen bislang nur aus dem Blickwinkel ,Frauenförderung’ betrachtet – jetzt denkt man gleich an die anderen Bereiche mit.“ Gegenseitig habe man sich in Workshops und Vorbereitungsrunden mit allen Aufgabenfeldern vertraut gemacht, so dass zukünftig kein Bereich mehr brachliegen muss, sobald mal jemand ausfällt.

Querschnittaufgabe

„Wir sind ein kleines, aber schlagkräftiges Team“, ist Andreas Stahl überzeugt. „Aber wir brauchen und wollen auch die Beteiligung anderer, externer Akteure. Wir können nicht alleine zuständig sein für die Chancengleichheit in dieser Stadt“, macht er deutlich. Begleitend zum Chancenbüro wurde deshalb in der Gesamtverwaltung eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, in der Verantwortliche vieler Bereiche mitwirken – etwa Jugendamt, Gesundheitswesen, Schule, Sport, Jobcenter. Der regelmäßige Austausch soll sicherstellen, dass Strategien und Maßnahmen in Sachen Gleichstellung, Integration und Inklusion baldmöglichst in alle Bereiche hineingetragen und überall umgesetzt werden, diese Querschnittaufgabe tatsächlich auch als solche wahrgenommen wird.

„Das Ganze ist eine Startversion, das ist klar. Wir werden nach einem Jahr überprüfen, ob wir so richtig aufgestellt sind oder ob’s Änderungen geben muss“, so Wehling. „Bislang gibt’s bundesweit nichts Vergleichbares, da sind wir vorn.“ Dieses Neuland zu betreten, freut sich Andreas Stahl: „Ich finde es klasse, dass wir diese Chance hier haben“.