Oberhausen. .
6500 Pflegebedürftige gibt es laut AOK in Oberhausen, rund 70 Prozent davon werden zu Hause gepflegt. Das Modellprojekt „Familiale Pflege“, das die AOK mit drei Oberhausener Krankenhäusern auf den Weg brachte, will helfen.
„Die Schulungen des Pflegepersonals sind gelaufen, erste Kurse haben stattgefunden“, kann Hans-Werner Stratmann verkünden. Was den AOK-Regionaldirektor freut: Das Evangelische Krankenhaus (EKO), die Katholischen Kliniken Oberhausen (KKO) sowie die St. Clemens Hospitale arbeiten Hand in Hand. Und selbstverständlich richte sich das Projekt nicht nur an AOK-Versicherte, sondern an alle Betroffenen.
Verweildauer in Klinik wird immer kürzer
Das ist auch dringend erforderlich. Denn seit Einführung der Fallpauschalen wird die Verweildauer der Patienten im Krankenhaus immer kürzer, liegt mittlerweile nur noch bei rund acht Tagen. Eine Katastrophe für Angehörige, die in dieser kurzen Zeit früher nur ein Erstgespräch mit einer Pflegekraft oder einem Sozialarbeiter führen konnten.
Genau das soll sich jetzt ändern. Das KKO hat bereits erste Erfahrungen sammeln können. Neun Teilnehmer zwischen 40 und 70 Jahren mit Pflegebedürftigen zwischen 43 und 91 Jahren haben dort an dem ersten Durchlauf des Projektes teilgenommen. „Wir haben in Erstgesprächen ermittelt, um welche Krankheitsbilder es geht, welche Wünsche die Teilnehmer haben“, erzählt Pflegetrainerin Sandra Förster (KKO, St. Marien-Hospital). Dann wurden am Krankenbett einfache Bewegungsübungen trainiert. „Die Teilnehmer waren überrascht, mit wie wenig Aufwand sie einen pflegebedürftigen Menschen aufrichten oder sogar in den Rollstuhl setzen können“, sagt Förster. Beim dritten Treffen ging es um die Vermeidung von Druckstellen, Hautpflege und Ernährungssonden.
Durchweg positive Erfahrungen
Durchweg positive Erfahrungen konnte auch Sven Böhm, Pflegetrainer am EKO, machen, als er die Patienten über das neue Projekt informierte: „Wir stießen überall nur auf offene Arme.“ Ein Fall ist ihm besonders im Gedächtnis geblieben: „Einer unserer Patienten kam häufig mit einer Lungenentzündung zu uns, weil er nicht mehr richtig schlucken kann.“ Er habe der Ehefrau schon vor Beginn des ersten Kurses am EKO ein paar Kniffe gezeigt, mit der sie die Lagerung des Kranken effektiv verändern kann. „Die neue Stellung erleichtert ihm das Schlucken, dadurch minimiert sich künftig sein Erkrankungsrisiko“, so Böhm.
Nächster Kurs im Oktober
Schon vor der Entlassung nehmen die Pflegetrainer die häusliche Situation der Patienten unter die Lupe, klären ab, wo Stolperfallen sind, die Möbel zu eng stehen, wo das Spezialbett aufgestellt wird und wer bei der Pflege helfen kann. „Außerdem prüfen unsere Mitarbeiter, ob genügend Hilfsmittel zur Verfügung stehen und ob diese richtig angewendet werden“, führt Michael Boos, Geschäftsführer St. Clemens Hospitale, aus.
Die Termine für die Pflegetrainings sprechen die Häuser ab. Der nächste Kurs startet am 5. Oktober im EKO. Bis zu sechs Wochen nach Abschluss des Trainings stehen die Pflegetrainer als Ansprechpartner zur Verfügung. „Bei Bedarf kommen wir dann noch nach Hause und üben mit den Angehörigen“, betont Böhm.