Oberhausen. Als Paul Baumgärtner (80) einen erneuten Schlaganfall erlitt, konnte er weder sprechen noch sich bewegen. Seitdem ist er auf die Hilfe seiner Frau Helgard (70) angewiesen. Am meisten hilft sie durch ihren Antrieb: “Man soll ihm nicht alles abnehmen.“

Als ihr Mann im Bad zusammenbrach, rief sie den Rettungswagen und fuhr mit ins Krankenhaus. „Da konnte er noch sprechen, Arme und Beine bewegen“, erinnert sich Helgard Heuser (70). „Doch als ich am nächsten Tag kam, war alles vorbei.“

Paul Baumgärtner (80) hatte einen erneuten Schlaganfall erlitten. „Es ging gar nichts mehr“, sagt seine Frau. „Das war ein Schock.“ „Es kommt einfach und es ist aus“, sagt ihr Mann. Dass er heute, nach nicht einmal einem Jahr, bereits wieder sprechen, stehen und den linken Arm bewegen kann, verdankt er nicht nur der Reha-Klinik, sondern vor allem dem unerschütterlichen Mut und Tatendrang seiner Frau. „Es muss ja weitergehen, es bleibt mir nichts anderes übrig“, sagt Helgard Heuser. Sie hat alles richtig gemacht, hat sich bei der Gesundheits- und Pflegeberatung ihrer Krankenkasse beraten lassen, hat die Reha ihres Mannes begleitet. „Jeden Tag bin ich nach Meerbusch gefahren.“

Bei Bombenalarm half das DRK

Sie hat die Wohnung renoviert und Hilfsmittel wie Rollstuhl und Pflegebett besorgt, Kontakt zu einem Pflegedienst aufgenommen, einen Physio- und Ergotherapeuten engagiert, einen Handlauf an der Terrassentreppe anbringen lassen. So war nach neun Wochen Reha alles vorbereitet, was sicherstellt, dass Paul Baumgärtner zu Hause leben kann. „Es soll aufwärts gehen“, ist der feste Entschluss seiner Frau, die seither für ihn da ist wenn er sie braucht - vom frühen Morgen bis zum späten Abend. „Morgens kommt der Pflegedienst“, sagt Helgard Heuser. „Am Frühstückstisch übernehme ich.“ Sie schmiert im die Brote, schneidet ihm das Essen klein, begleitet ihn zur Toilette, reicht ihm an, was er braucht. „Ich muss bei jeder Kleinigkeit helfen“, gibt sie zu. Wenn er zum Arzt muss, ruft sie den Krankenwagen. „Er kommt ja nicht raus. Als hier in Holten Bombenalarm war, hat das DRK uns abgeholt.“

"Er soll wieder laufen lernen"

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Früher haben sie sich die Hausarbeit geteilt, „er bügelte, hat Betten gemacht, Staub gesaugt.“ Jetzt ist das Ziel, dass er nach und nach Fähigkeiten zurückerobert, und dafür setzt Helgard Heuser sich ein, auch als Trainerin. „Es ist nicht gut, wenn er am Wochenende nichts macht. Er muss in Übung bleiben.“ Und er muss radeln. „Zehn Jahre hat er sich geweigert, mein Trimmrad zu benutzen. Jetzt setzt er sich freiwillig drauf.“

Helgard Heuser will mit ihrem Mann wieder ins Freie. Doch von einem Treppenlift will sie nichts wissen. „Er soll wieder laufen lernen“, sagt sie und dass man ihm nicht alles abnehmen sollte - da ist die gelernte Buchbinderin die 22 Jahre als Bäckereiverkäuferin arbeitete, resolut. Doch den Vorschlag ihrer Gesundheitsberaterin Gerda Hanich, eine Verhinderungspflegekraft in Anspruch zu nehmen, „wenn Sie einmal vorhaben, länger aus zu gehen“, findet sie interessant, obwohl sie alles im Griff hat: „Wenn ich zum Beispiel zum Kegeln gehe, richten wir das so ein, dass er auch hier allein sitzen kann.“