Oberhausen. .
Viel Abwechslung bietet ein Krankenhaus-Alltag ja nicht gerade - zumindest nicht dann, wenn man als Patient tagein, tagaus im Bett liegt, womöglich viel zu viel Zeit hat, sich viel zu viele Gedanken zu machen.
Es sei denn, es klopft jemand an die Tür, steckt den Kopf ins Zimmer, lächelt und sitzt Minuten später neben dem Kranken, lacht, hört zu und tröstet.
Einige werden sich fragen: „Wer ist das überhaupt, dem ich da gerade meine Lebensgeschichte erzähle?“ Andere kennen die „Grünen Damen“ bereits: freiwillige Helferinnen, die durch die Krankenhaus-Flure streifen, Patienten besuchen, zuhören, Besorgungen erledigen.
Die Unwissenheit mancher Patienten kommt nicht von ungefähr, denn: Grüne Damen werden immer seltener. „Die Zahlen sind deutlich rückläufig“, weiß Birgitt Pasdzior, Leiterin der insgesamt elf Grünen Damen am St.-Josef-Hospital. Sie und ihre Kolleginnen Ingeborg Burghardt und Marianne May-Christ engagieren sich seit zehn Jahren ehrenamtlich in der Klinik.
Arbeit geht an die Substanz
Missen möchten sie davon keinen Tag, „auch wenn es manchmal an die Substanz geht“, sagt Ingeborg Burghardt. Schließlich seien sie oft mit Krankheit, Tod und Trauer konfrontiert. „Am Anfang habe ich die Geschichten alle mit nach Hause genommen“, erinnert sie sich, Kollegin Marianne May-Christ ergänzt: „Man denkt zwangsläufig an die eigene Endlichkeit.“
An ihr bewegendstes Erlebnis kann sich Birgitt Pasdzior noch gut erinnern: Eine schwer kranke Patientin hatte sich mit der Tochter zerstritten, wünschte sich aber nichts sehnlicher als die Versöhnung. Pasdzior schrieb mit ihr einen Brief, die Tochter kam und sprach sich mit der Mutter aus. Gerade noch rechtzeitig: Einige Tage später starb die Frau.
Patienten bleiben zwangsläufig auf der Strecke
Ob es wohl an der seelischen Belastung liegt, weshalb sich immer weniger Freiwillige für ihre Arbeit finden lassen? „Das mag sein“, mutmaßt Pasdzior, „aber die Arbeit gibt einem auch etwas wieder.“ Es sei ein schönes Gefühl, gebraucht zu werden, die Lebensqualität anderer Menschen zu verbessern, findet die 67-Jährige.
Einmal in der Woche sind sie im St.-Josef-Hospital, in der Regel vier Stunden am Vormittag. Bei 277 Betten, die das Krankenhaus hat, bleiben zwangsläufig Patienten auf der Strecke. Zumal die Grünen Damen in dieser Zeit auch außer Haus Besorgungen erledigen oder sich um die Kleiderkammer kümmern - „für Patienten, die etwa von der Straße kommen und nichts anzuziehen haben“, erklärt Marianne May-Christ.
Auf Augenhöhe
Für die kommenden zehn Jahre wünschen sich die drei Kolleginnen nur eines: Zuwachs für das Helferinnen-Team. Besonders ältere Menschen seien angesprochen, sagt Birgitt Pasdzior. „Unsere Patienten sind ja auch oft alt, auf Augenhöhe kommt man viel besser ins Gespräch.“ Aber: Gesundheit und psychische Belastbarkeit seien unbedingte Voraussetzung.