Oberhausen. „Füll’s ab“ ist der Name des Geschäftes, der ein bisschen nach Massenabfertigung klingt. Doch die Gäste im Laden von Eleonore Bayerl haben Zeit.
„Füll’s ab“ ist der Name des Geschäftes, der ein bisschen nach Massenabfertigung klingt, nach einer resoluten Aufforderung eines Mitarbeiters in einer Flaschen-Fabrik: Nun mach mal hin Kollege, wir haben keine Zeit! Doch die Gäste im Laden von Eleonore Bayerl haben Zeit. Sie nehmen sich Zeit zum Genießen - von edlen Tropfen und feinem Flüssigen wie Wein, Essig, Öl oder hochprozentigen Destillaten.
Im Jahr 2000 übernahm Bayerl das Ladengeschäft „Fülls ab“ in Sterkrade, verkleinerte das Sortiment ihres Vorgängers, aber übernahm die Grundüberlegung. „Das hier ist kein Franchise-Unternehmen und kein Supermarkt. Außerdem können Sie bei uns alle Destillate direkt vor Ort probieren“, sagt Bayerl. Was der Autor dieser Zeilen aber lieber lässt; er muss ja noch arbeiten. Dabei riecht er so lecker, dieser Williams Edelbrand aus sonnengereiften Birnen, die - natürlich - in bester Hügellage gedeihten.
Mundgeblasene Flaschen zum Abfüllen
Große Glasballons voll mit Destillaten, Essig und Ölen stehen in Holzregalen bis unter die Decke, so dass man sich kurz fragt, welcher Zaubertrank hier demnächst gemischt wird. Liebevoll ist der Laden eingerichtet, die Atmosphäre angenehm. Und die kreative Inhaberin, die von ihren Eltern im Laden unterstützt wird, hat schon etliche Präsentkörbe für Geburtstage oder Jubiläen in Oberhausen und Umgebung „abgefüllt“.
Apropos Abfüllen. Ab 100 Milliliter können Kunden sich das feine Flüssige in selbst mitgebrachten Gefäßen oder in einer der zahlreichen zu kaufenden Vasen mit nach Hause nehmen. Neben klassischen, preisgünstigen Glasvasen gibt es mundgeblasene Flaschen, auf denen Jahreszahlen stehen oder kleine Arztfiguren angebracht sind. Diese Flaschen werden häufig als Geschenk gekauft, kosten aber auch um die 40 Euro.
"Da ist viel Idealismus mit im Spiel.“
Noch etwas teurer wird’s, wenn der Inhalt dazu kommt, etwa weißer Balsamico, der hervorragend zu Gurkensalat passt, oder ein Feigen-Aperitif-Essig, den es nun wirklich nicht in jedem Laden gibt. Wie wär’s mit ein wenig Himbeer-Essig zum Feldsalat? Oder einem Maracuja-Essig mit einer Spur Vanille?
„Ich selbst“, sagt Bayerl, „mische mir auch manchmal den Feigenessig mit dem Orangenessig. Das schmeckt super.“ Bei so viel exquisiten Inhaltsstoffen finden wohl eher gut betuchte Kunden den Weg in die Ramgestraße? „Ja, aber nicht nur.“ Und wie läuft das Geschäft? „Wir haben vielen Stammkunden und man kann davon leben. Mehr aber auch nicht. Da ist viel Idealismus mit ihm Spiel.“
70 Weinsorten, darunter auch ein 5-Liter-Partyfässchen für 35 Euro, dutzende Essig-Sorten und Öle... Die Aufzählung alleine zeigt: Diesen Laden kann man nur „abgefüllt“ verlassen - mit mehreren Fläschchen in der Hand, nicht betrunken.
Zum 30. Juni wird Bayerl umziehen, es gibt da ein paar Probleme mit dem Vermieter. Konzept und Name bleiben aber bestehen - und der Standort Sterkrade auch.