Langzeitarbeitslose haben ein Kochbuch „für Leute mit mehr Geschmack als Geld” zusammengestellt. Stabilisierungsprojekt der Arge Soda für Langzeitarbeitslose.
Zwölf Jahre lang ist Stefan Zimmermann schon arbeitslos. Zwölf Jahre, in denen er sich sein Geld genau einteilen muss, akribisch planen, wieviel er für Miete, Kleidung und Lebensmittel ausgeben darf. Doch der 36-Jährige isst gerne gesund und lecker – auch wenn Ebbe in der Kasse ist. In einem Stabilisierungsprojekt der Arge Soda hat er zusammen mit anderen Langzeitarbeitslosen ein Kochbuch erstellt, das in der Tafelkirche und in den Betrieben, die die Tafel unterstützen, für eine kleine Spende erhältlich ist.
„La Kurbela” heißt das Kochprojekt, weil es im katholischen Jugendwerk „Die Kurbel” stattgefunden hat, einem der Träger, die mit der Arge Soda zusammenarbeiten. „Für Leute mit mehr Geschmack als Geld” steht auf dem grünen Deckel des zusammengetackerten Heftes, in dem sich internationale Leckereien wie chinesischer Nudelsalat, griechische Blätterteigtaschen oder Kabeljau, ungarische Art, finden, aber auch deutsche Hausmannskost wie Möhreneintopf oder Streuselkuchen.
Das Besondere am Kurbel-Kochbuch: Neben jedem Rezept steht, was die Zutaten pro Person kosten. Das haben die Teilnehmer ganz genau berechnet. Auch nützlich – natürlich nicht nur für Arbeitslose – ist ein Saisonkalender, der den Abschluss bildet.
„Saisonal einkaufen” lautet auch einer der Spartipps von Stefan Zimmermann. Gerade erst habe er einen Zehn-Kilo-Sack-Kartoffeln für 1,70 Euro erstanden. Was man noch machen könne: Sonderangebote verfolgen und sich bei Schnäppchen reichlich eindecken. Er kenne aber auch Arbeitslose, erzählt Zimmermann, die zum Essen zu McDonald's und in die Pizzabude gehen – „und dann sind sie schnell pleite”. Für das Kochbuch hat er ein Rezept für Thunfisch-Spinat-Torte beigesteuert, im Original von seiner Mutter, abgewandelt von ihm. „Ich improvisiere viel”, sagt Zimmermann. Das ist bei einem schmalen Einkommen auch notwendig.
In den Stabilisierungsprojekten geht es um viel mehr als nur darum, den Umgang mit wenig Geld zu lernen. „Wir glauben, dass jeder Mensch, der zu uns kommt, viele Kompetenzen und Erfahrungen mitbringt”, sagt Daniela Schütze von der Kurbel. „Die sind jedoch verschüttet und können bei uns wieder zutage befördert werden.” Was jedoch genauso wichtig sei wie ein geregelter Tagesablauf, Teamfähigkeit und das Fitmachen für den Arbeitsmarkt: „Die Menschen können ihre Lebenszufriedenheit und ihre Freude wieder zurückerlangen.”