Oberhausen. . Die knapp vier Meter hohe Eiche war durch heftigen Wind umgestürzt, lag einfach so im Kaisergarten herum. Was eine Verschwendung, was für ein trauriger Anblick, dachte der in Baden-Baden lebende Künstler Karl Manfred Rennertz – und holte die Axt raus, dann die Kettensäge, flämmte das Holz, schwärzte es.

Jetzt steht dieses eindrucksvoll bearbeitete Stück Natur als eines von 16 Exponaten in der neuen Ausstellung „Moving Woods“ in der Panoramagalerie des Kleinen Schlosses. Ausstellungseröffnung ist am Sonntag, 29. Mai.

Die Werke von Karl Manfred Rennertz sind vielseitig. Mal verwandelte der Künstler Zypressen in afrikanische Masken mit stegartigen Nasen und krassen Deformierungen, mal verzaubert er einen Tulpenbaum mit Blattgold in ein kleines Schiffchen.

Der Künstler wolle verdeutlichen, dass ein Naturgegenstand abstrakt werden kann, ohne dabei seine „Gegenständlichkeit“ zu verlieren, erklärt Ortwin Goertz, Vorsitzender vom Kunstverein Oberhausen, der die Werke von Karl Manfred Rennertz in die Panoramagalerie holte – was gar nicht so einfach war. „Die Holzexponate sind mehrere Tonnen schwer. Ohne einen Kranwagen ging da gar nichts.“

Bäume aus der Natur im Raum der Kunst

Die ausgestellten Plastiken und Figuren sind Bäume, die bewegt wurden. Nämlich aus der Natur in den Raum der Kunst. Aber es sind auch Bäume, die den Betrachter einerseits aufgrund ihrer kraftvollen Schlichtheit und andererseits wegen ihrer eigenwilligen Formensprache bewegen. „Moving Woods“, der Name der Ausstellung, ist also wortwörtlich Programm.

Besonders schön sind die exzellenten Lichtverhältnisse der Panoramagalerie. Sie erlauben dem Betrachter, sich minimal verändernde Farbnuancen an der Holzoberfläche zu erkennen.

Karl Manfred Rennertz, dessen Examensarbeit an der Kunstakademie Düsseldorf aus dem Jahr 1976 die erste Holz-Porträt-Skulptur in Lebensgröße der Nachkriegszeit war, bezeichnet sich selbst als „holzsüchtig“. Wenn er in den Urlaub fährt, ist die Säge immer mit dabei. Selbst in der Großstadt New York entdeckte er ein interessantes Stück Natur: den Holzbalken eines abgerissenen Hochhauses. „Holz ist rau, farbdurstig und expressivem Zugang offen“, schwärmt Rennertz.