Changzhou/Oberhausen. . Der Turbinenhersteller MAN Turbo aus Oberhausen investiert 19 Millionen Euro, verdoppelt die Werksfläche und schafft 150 neue Facharbeiter-Arbeitsplätze. Jedoch nicht in Oberhausen, sondern im chinesischen Changzhou.
Mr. Han Jiuyun, Vize-Bürgermeister der chinesischen Millionen-Metropole Changhzou, tritt so auf, wie auch Oberhausens Oberbürgermeister Klaus Wehling auftreten würde, wenn er dies präsentieren könnte: Eine neue Investition von 19 Millionen Euro, eine Verdoppelung der Werksfläche auf 20.000 Quadratmeter und 150 zusätzliche Facharbeiter-Arbeitsplätze zu den 250 bestehenden.
„Wir sind glücklich darüber, dass MAN sich hier so sehr engagiert und seine Investitionen noch weiter ausbaut“, sagt der Bürgermeister. Mit lauter Stimme demonstriert Han Jiuyun Stolz und Zuversicht vor internationalen Gästen und heimischen Medien bei der feierlich zelebrierten Eröffnung der zweiten Ausbaustufe des noch jungen Werkes der MAN Diesel & Turbo.
Dreistündige Eröffnungszeremonie
Die 180 Kilometer von der Hafenstadt Shanghai entfernt gelegene Turbinen-Produktionsstätte ist am gestrigen Mittwoch mit großen Ballonen geschmückt, rote Teppiche sind im Werk ausgelegt, vom mehrfach gefegten Hallenboden könnte man die gereichten Früchte essen, Akrobaten in Drachenkostümen und Schattentänzerinnen wünschen dem Betrieb viel Glück. Bei schwül-warmem Wetter versammeln sich über 300 Gäste in der neuen Halle zur dreistündigen Eröffnungszeremonie – ein bewährtes Ritual bei neuen Investitionen in China.
Erst vor drei Jahren hatten der Oberhausener Turbinenhersteller MAN Turbo den Schritt nach Asien gewagt und sein erstes Werk außerhalb Europas auf einer grünen Wiese des am stärksten wachsenden Wirtschaftsraumes der Welt rund um Shanghai errichtet – im ersten Schritt für 15 Millionen Euro. „Jeder neue internationale Standort eines Unternehmens ist ein wesentlicher Beitrag zur Globalisierung, die allen zugute kommt“, lobt Hans-O. Jeske, Vorstandssprecher von MAN Diesel & Turbo die insgesamt 34 Millionen Euro hohe Investition im Wujin High-Tech-Industriegebiet.
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Doch stimmt das? Warum entstehen diese Arbeitsplätze nicht beim mit gut 1800 Mitarbeiter beschäftigenden größten deutschen MAN Turbowerk in Oberhausen, sondern 9000 Kilometer Luftlinie weit entfernt, wo das Ruhrgebiet doch so dringend qualifizierte Jobs benötigt? Martin Wilderer, der Leiter der neuen chinesischen MAN-Turbinenfabrik, kann gleich einen ganzen Stapel von Gründen aufzählen. Das wichtigste Argument: „Weil wir hier im Land produzieren, erhalten wir Aufträge von chinesischen Firmen, die wir sonst nicht bekommen würden. Mit diesen Aufträgen generieren wir ein vierfach so großes Umsatzvolumen zusätzlich in Deutschland.“
Produktion in Europa wäre zu teuer
Denn für die in Changzhou hergestellten Kompressoren und Dampfturbinen liefern die deutschen Werke Teile hinzu. Mit vollständig nur in Europa hergestellten Turbinen wäre man heutzutage wegen hoher Einfuhrzölle in China bei aller Qualität zu teuer gegenüber lokalen Konkurrenten. „Durch unser China-Engagement sichern wir nicht nur Arbeitsplätze in Oberhausen, sondern schaffen noch neue“, sind die MAN-Diesel&Turbo-Manager überzeugt. Die billigen Löhne chinesischer Arbeiter seien jedenfalls für China nicht ausschlaggebend gewesen: Zumal sich deren Verdienste derzeit so schnell erhöhen wie die Konjunktur wächst - um jährlich 10 Prozent. MAN zahlt Facharbeitern bereits zwischen 300 und 500 Euro im Monat, Vorarbeiter kosten bis zu 1000 Euro. Fachkräfte sind überall gesucht, die Fluktuation ist hoch. MAN versucht, seine Leute mit einer familiären Atmosphäre und anständigem Umgang untereinander zu halten – und den vielen ehrgeizigen Arbeitern Karrierechancen zu bieten.