Alles Roger? Manche Fragestellungen erübrigen sich. Roger Whittaker schaffte es am Samstagabend in der Arena spielend, die Herzen des Publikums zu erobern. Rund 2000 Fans applaudierten dem Altmeister ausgiebig.
Der 75-Jährige wirkte während der gut zwei Stunden hoch motiviert - hatte allerdings gerade in der ersten Konzerthälfte deutlich mit seiner Stimme zu kämpfen. Wer in der übersichtlich besetzten König-Pilsener-Arena den Bühnenrand etwas genauer beobachte, der fühlte sich in ferne Länder versetzt. Kein Wunder, schließlich standen große Seemuscheln als Dekoration bereit - und diese hatten auch noch ein nützliches Innenleben. Auf den zweiten Blick wurde klar: In den Muscheln steckt für den Sänger der Teleprompter. Die Meeresbewohner erfüllten also im Auftrag der Textsicherheit ihren Zweck.
Roger Whittaker ist wahrlich kein Mann, der angewurzelt auf der Bühne verharrt. Er gab sich volksnah, schüttelte schon beim Betreten der Halle eifrig die Hände des überwiegend reiferen Publikums und zeigte sich bei bester Laune: „Es ist schön, heute bei euch zu sein!“ Das Echo war groß. Erst recht, wenn man den Titel der Tournee betrachtete. „Danke für so viele Jahre mit euch!“ Das klang nach Abschied, so richtig glauben konnte das Publikum es nicht. 40 Jahre Bühnenerfahrung. 56 Millionen verkaufte Platten - und das weltweit. Bekannte Hits mit Aha-Effekt gab es folglich reichlich: „Albany“, „New World in the morning“ und natürlich der „Mexican Whistler“. Whittaker verzog wie kein zweiter seinen Mund – ließ sein markantes Pfeifen erklingen. Ein anspruchsvoller Schlager, der sich Nachwuchskünstlern deshalb nicht unbedingt als potenzieller Coversong aufdrängt.
Der in Kenia geborene Brite wusste, mit seinem Publikum zu flirten. Schließlich hat er als internationaler Sänger mit deutschen Texten die Hitparaden erobert. Da gehörte der gepflegte Plausch dazu. Also trommelte er auf afrikanischen Instrumenten, brachte den Besuchern fremde Länder näher.
Familie ist dem 75-Jährigen wichtig. Darum stellte er den Fans seine Kinder, Enkelkinder und Urenkel vor. Fotos erschienen auf der großen Video-Leinwand, die wie ein Bilderrahmen gestaltet war. Mit seiner Tochter sang er ein Duett. Die Zuhörer wurden schnell ein Teil der Familie. Das Publikum wurde immer wieder zum Rosenkavalier. Fans überreichten ihrem Idol zum Abschied einige Blumengebinde.
Bei einem Song kam besondere Wehmut auf. Ein großer Hit, der nun wie das eigentliche Motto des Abends wirkte. Denn: „Abschied ist ein scharfes Schwert!“ Auf penible Einhaltung des Zeitplans pfiff der Brite: „Habt ihr noch Zeit?“ Er spielte seine Zugaben, ohne vorher eigentlich richtig die Bühne zu verlassen.
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