Oberhausen. . Auch in diesem Jahr werden an der Mülheimer Straße die zugelassenen Feinstaubwerte überschritten werden, 2010 brachte die extrem hohe Belastung die Hauptstraße in die „Top Ten“ der dreckigsten Straßen NRWs. Die Stadt ist weitestgehend hilflos.

Das Leben an der Mülheimer Straße gefährdet zunehmend die Gesundheit: Schon jetzt ist klar, dass dort in diesem Jahr die zugelassenen Feinstaubwerte überschritten werden, 2010 brachte die extrem hohe Belastung durch giftige Stickstoffoxide die Hauptstraße zudem in die „Top Ten“ der dreckigsten Straßen NRWs. Die Stadt ist weitestgehend hilflos, will einen externen Gutachter an die Sache lassen und setzt auf revierweite Unterstützung.

Die Mülheimer Straße ist eine der Hauptverkehrsachsen in Oberhausen. Jeden Tag nutzen sie mehr als 50 000 Fahrzeuge, die in der Häuserschlucht die Luft ordentlich verpesten. Wegen der alarmierend hohen Feinstaubwerte wurde 2008 bereits der Lkw-Verkehr auf der Mülheimer Straße eingeschränkt, doch das allein hat nicht viel geholfen: Bereits jetzt ist an 29 Tagen eine höhere Feinstaubbelastung (PM10) gemessen worden als zulässig. Der Grenzwert von 50 Milligramm pro Kubikmeter sollte übers Jahr verteilt allerdings maximal an 35 Tagen überschritten werden. „Schon jetzt ist klar, dass wir das nicht schaffen werden“, sagt Helmut Czichy, Leiter des Umweltamts. Überraschend: 2010 hatten wir „nur“ an 32 Tagen zu hohe Werte.

Geringer Niederschlag ist Schuld

Schuld an dem aktuellen Anstieg sei vor allem der geringe Niederschlag. An den Mess-Stationen werde bei den Feinstaubwerten nicht nur Dieselruß, sondern auch natürliche Stäube wie Pollen erfasst, sobald die einzelnen Partikel eine gewisse Größe überschreiten, so Czichy. „In den letzten Wochen war die Luft sehr staubig.“

Allerdings: 2010 wurden an der Mülheimer Straße zudem extrem hohe Werte des giftigen Stickstoffdioxids (NO2) gemessen. Der Jahresmittelwert lag bei über 60 Milligramm pro Kubikmeter und Tag. Liegt die Konzentration über dem EU-vorgeschrieben Wert von 40, kann es zu gesundheitlichen Schäden kommen.

Verkehr komplett reduzieren

Die Einschränkung des Lkw-Verkehrs allein reicht also nicht, auch wenn das Verbot auf Erlass der Landesregierung nun härter kontrolliert werden soll. Was will die Stadt sonst tun? „Wir sind mit unserem Latein am Ende“, sagt Czichy. Möglichkeiten, etwa den Verkehrsfluss zu erleichtern, indem Ampelschaltungen optimiert werden, sieht er nicht. „Helfen würde nur noch, den Verkehr komplett zu reduzieren.“

Das ist auf einer der Hauptverkehrsachsen Oberhausens natürlich nicht umzusetzen. Schleichwege und großräumige Umfahrungen der Mülheimer Straße sind bereits eingeschränkt, da das die Belastung nur verlagern würde. Die Stadt hofft auf Hilfe der Düsseldorfer Bezirksregierung, um die Hintergrundbelastungen zu reduzieren. Dazu zähle im Rahmen der revierweiten Umweltzone u.a. das derzeit diskutierte Tempolimit auf Autobahnen im Ruhrgebiet.

Kolonne von Elektrofahrzeugen geplant

Zudem überlegt die Stadt, ab Oktober Dienstreisen umweltfreundlicher zu machen, u.a. Jobtickets und den Umstieg aufs Fahrrad zu fördern. Eine geplante Kolonne von Elektrofahrzeugen sollen sich, so ein Gedankenspiel im Umweltamt, Bürger und städtische Angestellte teilen, Einbahnstraßen mit Tempo 30 für Radfahrer in beide Richtungen freigegeben und belastete Ecken wie die Mülheimer Straße begrünt werden. Bevor Neues umgesetzt oder Altes revidiert wird, will die Stadt ihre Maßnahmen von einem externen Gutachter prüfen lassen. Das würde bis zu 20 000 Euro kosten - ob Düsseldorf das absegnet, ist aber unklar.