Oberhausen. Während sich die Bemühungen zur Reduzierung von Feinstaub bislang auf das Auto konzentrierten, drohen Kaminöfen die Erfolge zunichte zu machen. In immer mehr Wohnungen werden Kamine installiert. Schornsteinfeger fordern indes den Einbau von Filtern.
Die von der rot-grünen Landesregierung und der Mehrheit der Revier-Kommunen gewünschte Ausweitung der seit 2008 existierenden kleinen zersplitterten Umweltzonen aufs ganze Ruhrgebiet könnte zu Fahrverboten vieler tausend alter Autos führen. So soll die Feinstaubbelastung in den Straßenzügen gemindert werden.
Doch eine seit Mitte der 90er Jahre anhaltende Modewelle, die durch hiesige Eigenheime, Reihenhäuser und Mietwohnungen rollt, droht bisherige Erfolge bei der Reduzierung der Feinstaubbelastung zu minimieren oder gar ganz zunichte zu machen: Der Einbau von Kaminöfen.
Die dort mit Holzscheiten und dicken Stämmen lodernden Flammen strahlen für viele mit ihrer direkten Hitze eine behagliche Gemütlichkeit aus. Doch zugleich sorgen die Kaminöfen nicht nur für stinkende Rauchschwaden, die Nachbarn beim Lüften ihrer Wohnungen ärgern, sondern auch für zusätzlichen Feinstaub. „Was da an gesundheitsschädlichem Staub rausgepustet wird, ist schon für die entscheidende lokale Belastung der Luft in den Straßenzügen relevant, in denen sich Fußgänger, Radfahrer und Kinder aufhalten“, sagt der städtische Umweltamtsleiter Helmut Czichy.
"Immer mehr Leute können sich die Öfen erlauben"
Leisteten sich anfangs in Oberhausen nur die besser betuchten Schichten in Königshardt, Grafenbusch und Sterkrade einen neuen Kamin, so stoßen Schornsteinfeger heutzutage selbst in miet-günstigen Mehrfamilienhäusern auf Holzöfen. „In den Baumärkten sind die mittlerweile so günstig, die Öfen können sich immer mehr Leute erlauben“, meint Czichy.
Zwischen 700 und 3000 Euro kosten die Kaminöfen in einem Großbaumarkt. Wer jedoch glaubt, damit wäre das Heizen billiger als mit einer normalen mit Öl oder Gas befeuerten Zentralheizung, der irrt. „Wer das Holz bezahlen muss, kommt dabei teurer weg“, sagt der Oberhausener Bezirksschornsteinfeger Helmut Peters. Die Feinstaubbelastung sorgt durchaus auch die Kaminkehrer, gemessen wird diese aber bisher nicht.
Filter sind gesetzlich nicht vorgeschrieben
Noch nicht einmal Filter sind für die meisten der vor 2010 angeschafften Kaminöfen vorgeschrieben - eine Übergangsfrist des Bundes für diese Altöfen zieht sich bis 2025 dahin. Mit üblen Folgen für die lokale Umweltbelastung der Luft: Im Ruhrgebiet stoßen allein die Kaminöfen rund 300 Tonnen Feinstaub nahe der Häuser aus, der Verkehr bringt es auf 1200 Tonnen und die Industrie auf 4700 Tonnen - die sich aber nach Angaben des Umweltamtes durch hohe Schornsteine sehr weit in NRW verteilen.
Umweltamtsleiter Czichy jedenfalls sieht bei den Kaminöfen Handlungsbedarf: „Ich will den Menschen ihre Gemütlichkeit nicht nehmen, aber die Übergangsfristen für Kaminöfen sind viel zu lange.“
Die Revier-Städte machen derzeit Druck auf die Landesregierung, den Einbau von Filtern zur Pflicht zu machen. Das kostet aber Geld: 500 bis 1000 Euro pro Filter. „Da kann man sich ja gleich einen neuen Ofen zulegen“, meint Schornsteinfeger Peters.