Der Ofen ist buchstäblich aus. Und dennoch strahlt er bis heute.

Unsere Stadt scheint untrennbar mit ihrem einstigen Pulsschlag aus Stahl verbunden. Verständlich, markiert die Montangeschichte doch eine wichtige Entwicklungsphase der Stadt. Und viele Oberhausenerinnen und Oberhausener haben sie, wenn nicht selbst auf der Zeche oder in der Stahlindustrie in Arbeit und Brot, so doch als Einwohner miterlebt. Ein druckfrisches Buch aus dem Essener Klartext-Verlag widmet sich jetzt dieser Geschichte: „Von der St. Antony-Hütte bis zum Elektrostahlwerk – Die Wiege der Ruhrindustrie in Oberhausen“.

Herausgegeben von den beiden Oberhausener Stadtplanern Peter Klunk und Klaus-Martin Schmidt-Waldbauer sowie dem Oberhausener Wirtschaftsförderer Frank Lichtenheld, versammelt das Buch auf annähernd 100 Seiten zahlreiche Zeichnungen, Grundrisse, Lagepläne, Luftaufnahmen und nicht zuletzt viele Aufnahmen des Fotografen Stephan Pegels.

Oh, Visionen

Ergänzt wird dieser interessante und differenzierte Bilderbogen durch mehrere unterschiedliche Textbeiträge. So gibt Schmidt-Waldbauer etwa zunächst einen kurzen Abriss der Entwicklung der Stahlverarbeitung in Oberhausen. Die „Grundlagen der Stahlerzeugung“ finden sich ebenso wie eine „konstruktionstypologische Beschreibung“ der Bauwerke an der Osterfelder Straße. Dem Elektrostahlwerk schließlich, das mit der Stilllegung 1997 und dem Abriss der letzten Hochbauten im November 2006 den Schlusspunkt einer stadtgeschichtlichen Ära markiert, sind von der Baubeschreibung über unterschiedliche „Visionen“ einer neuen Nutzung bis zur Beschreibung des Abrisses mehrere, reich bebilderte Kapitel gewidmet.

Das Buch verzichtet absichtlich auf eine Wertung der Ereignisse. Dabei wird jedoch durchaus klar, wie stark der Strukturbruch durch den kompletten Weggang der Stahlindustrie aus Oberhausen, wie tief der Einschnitt in die Stadtgeschichte ist. Von einem Struktur-„Wandel“ mag man dabei gar nicht mehr sprechen.

Oder vielleicht doch? Die Rückseite des Festeinbandes ziert ein Bild der Ausgrabungsstätte St. Antony. Heute ist dieser Ort der Stadt Deutschlands erster „industriearchäologischer Park“.