Oberhausen. . Im Alter von 76 Jahren verstarb am 2. April, der ehemalige Intendant des Theaters Oberhausen, Fritzdieter Gerhards. Gerhards prägte 13 Spielzeiten lang das Gesicht des Theaters - und lockte Besucher aus ganz Deutschland nach Oberhausen.

Fritzdieter Gerhards, ehemaliger Intendant des Theaters Oberhausen, ist vor kurzem in Köln im Alter von 76 Jahren verstorben. Zwischen 1978 und 1990 prägte er dreizehn Spielzeiten lang das Gesicht des Theaters, das damals ein kleines, aber renommiertes Musiktheater mit angeschlossenem Kinder- und Jugendtheater war.

Geboren in Wuppertal studierte Gerhards in Frankfurt am Main und in Wien Theaterwissenschaft, Psychologie und Kunstgeschichte. An den Theatern in Linz, Luzern und Göttingen sammelte er praktische Erfahrungen als Schauspieler, Regieassistent und Dramaturg, ehe er 1972 erstmals ans Theater Oberhausen kam. Es folgten Stationen an den Bühnen der Stadt Essen und an der Kölner Oper. Zum Beginn der Spielzeit 1977/78 kam er als Theaterleiter zurück nach Oberhausen.

Musicalproduktion konsequent ausgebaut

Fritzdieter Gerhards führte die musikalischen Spielgattungen Oper, Operette und Musical durch eine eigenständige, aber auch eigensinnige Spielplangestaltung zu einem für ein Theater dieser Größenordnung beträchtliches Niveau. Er grenzte seine Spielplanpolitik ebenso deutlich von den benachbarten Opernhäusern in Düsseldorf-Duisburg, Essen und Gelsenkirchen ab. Spielplanlinien in der Oper zeigten Ausgrabungen vergessener Werke, Ein-Akter-Abende aus unterschiedlichen Ländern und eine Reihe mit den Opern Mozarts. In der Operette waren neben den üblichen klassischen Werken zahlreiche Opern Jacques Offenbachs zu sehen.

Auch die Musicalproduktion wurde konsequent ausgebaut. Es gab zahlreiche europäische und deutsche Erstaufführungen, darunter das Musical „Damn Yankees“, das in Oberhausen unter dem Titel „Das Jahr in dem Rot-Weiß Oberhausen Deutscher Meister wird“ gespielt wurde. Die „West Side Story“ wurde im „Music Circus“ am Stadion Niederrhein gespielt und die „Rocky Horror Show“ lockte Besucher aus ganz Deutschland ins Oberhausener Theater.

Vorzeitige Vertragsauflösung

Das Kinder- und Jugendtheater „Tip“ wurde von Gerhards mit kleinen, aber konsequenten Schritten wieder an das „große“ Schauspiel herangeführt. Schillers „Räuber“, Hauptmanns „Weber“ oder Brechts „Arturo Ui“ gab es nicht nur für ein jugendliches Publikum, sondern auch für die erwachsenen Abonnenten des Theaters.

Gerhards war ein streitbarer Mann. Die Ensemblemitglieder und auch seine Vorgesetzten im Rathaus hatten es nicht immer leicht mit ihm. Das trug ihm zwar den Spitznamen „Wildsau“ ein, führte aber zu den von ihm gewollten künstlerische Zielen. So kam es denn auch im Herbst 1990 zum Zerwürfnis zwischen Stadt und Intendant, der mit einer vorzeitigen Vertragsauflösung endete.

Als Gastregisseur aktiv

Die Leitung der Schlossfestspiele im badischen Ettlingen und der Wetzlarer Festspiele waren bis 2007 Fixpunkte in Gerhards Terminkalender. Daneben war er als Gastregisseur zwischen Polen und Sizilien aktiv. Aus seiner Zeit an der Kölner Oper hatte er noch eine besondere theatralische Beziehung. Für die Bühnenspielgemeinschaft „Cäcilia Wolkenburg“ schrieb und inszenierte er zahlreiche Divertissementchen genannte parodistische Unterhaltungsstücke, zuletzt im vergangenen Jahr „Met bläcke Fööss“ zum Jubiläum der Band aus Köln.