Oberhausen. . Der vielfach ausgezeichnete Lyriker und Liedermacher Wolf Biermann macht Station in Oberhausen. In seinem zweistündigen Programm “Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um“ wird er am24. März im Theater die 60er Jahre wieder auferstehen lassen.

Er wird Gitarre spielen und singen „und zwischendurch ein paar Worte sagen“, so wie er es immer macht auf der Bühne. Zwei Lieder, eins davon brandneu, will der Lyriker und Liedermacher Wolf Biermann mit Klavierbegleitung servieren - bei seinem Auftritt am Donnerstag, 24. März, auf der Bühne im Großen Haus des Theaters. Stehende Ovationen bekam er vor fast genau einem Jahr, als er mit seinem Programm „Ermutigung“, benannt nach dem Titel eines Songs, den er 1966 schrieb, auf der gleichen Bühne antrat, um dem Zuhörern nahe zubringen, wie er die Welt mit Kinderaugen und gleichzeitig mit denen eines Greises sieht.

Doch die schöne Frau in der ersten Reihe des Saales, die zum Beispiel hätte bewirken können, dass er sich an Oberhausen erinnern würde, war offenbar nicht da. Ein Konzert zu geben, sagt er, sei die schlechteste Möglichkeit, sich an eine Stadt zu erinnern. „Man geht hin, um etwas zu liefern“ - und stellt sich immer wieder gern einem, egal ob wohlgesonnenen oder kritischen, aber hoffentlich lebendigen Publikum, „denn das ist eine Berufskrankheit, sonst küssen einen die Musen nicht mehr“. Und: „Wer sich nicht in Gefahr begibt, kommt darin um“, so das Motto, unter dem sein mindestens zweistündiger Auftritt steht.

Die 60er auferstehen lassen

„Die Leute lieben Lieder, die rauskamen, als sie jung waren und noch etwas mit der Welt vorhatten“, erklärt Biermann, warum sie bei Konzerten so wichtig sei, die Mischung aus Alt und Neu. „Man darf nicht nur neue Früchte vom Baum pflücken, sondern muss auch die Konservendose öffnen.“ Deshalb werden sie ganz bestimmt auferstehen, die 60er Jahre, als Biermann „gut trainiert war auf den geliebten Feind DDR“ und der Prager Frühling, Vietnamkrieg, APO und Studentenrevolution die Gesinnung seiner Generation im Westen prägten, er Berufsverbot hatte und sein Buch „Mit Marx und Engelszungen“ sowie seine Langspielplatte „Chausseestraße 131“ ausschließlich im Westen erschienen. Doch natürlich wird ebenfalls Revue passieren, was nach seiner Zwangsausbürgerung aus der DDR 1976 geschah, und dem Neu-Westler völlig neue Gegner bescherte.

Wenn ihm am Ende eines Konzerts ein Titel-Wunsch zufliege, sagt Biermann, wisse er mit ziemlicher Sicherheit, wie alt der Zuschauer sei, der ihn hören möchte. Lieblingssongs seien von Lebenssituationen nicht zu trennen.

Wenn jemand von sich behauptet, dass die eigene Tür noch ziemlich weit offen stehe, dürfen wir durchaus Originelles, Überraschendes erwarten. „Kein Mensch hält ewig, doch einige halten länger.“ Gönnen wir Biermann, dass sein Konzert beweist, dass er zu diesen Einigen zählt.