Oberhausen. .
Mit dem Centro verhält es sich offenbar ähnlich wie mit Bild-Zeitung, Lindenstraße oder Fast Food-Restaurants: Keiner liest sie, keiner guckt sie, keiner geht hin – aber merkwürdigerweise haben sie doch immer ziemlich gute Zahlen.
Und so sehr die Beteuerung, nur im äußersten Notfall setze man einen Fuß ins Centro, bei vielen Oberhausenern auch zum guten Stil gehören mag, so wenig stützen die Ergebnisse des NRZ-Bürgerbarometers dieses Bild.
Auf die Frage, wo sie alles andere außer Lebensmitteln am häufigsten einkaufen, nennen die meisten Teilnehmer (34 Prozent) das Centro.
Innenstadt weit abgeschlagen
Der eigentliche Gewinner der Umfrage aber ist: Sterkrade. Mit 31 Prozent liegt das Nebenzentrum dicht hinter dem Centro und lässt die Innenstadt respektive Alt-Oberhausen (10/7 Prozent) noch deutlicher hinter sich als man es hätte erwarten können. Bei Robbie Schlagböhmer, dem Vorsitzenden der Sterkrader Interessengemeinschaft (Stig), sorgt das erwartungsgemäß für gute Laune. Gleichwohl ist der Geschäftsmann sich bewusst, dass Sterkrade auf Dauer wird kämpfen müssen, um den Anschluss ans Centro zu halten. Die baldige Erweiterung bereitet ihm und seinen Mitstreitern durchaus Sorge.
„Für uns ist das natürlich eine Bedrohung. Das bedeutet, dass weitere Kunden aus den Innenstädten abgezogen werden.“ Und eine ganz bestimmte Kundengruppe rückt dabei besonders in den Blick: die Familien. Entgegen der subjektiven Wahrnehmung sind es nämlich nicht die Jugendlichen, die dem Centro seine Spitzenposition bescheren. „Die Befragten im Alter bis 29 Jahre sowie die ältesten Befragten, die über 70-Jährigen, geben als häufigsten Einkaufsort mehrheitlich Sterkrade an“, so Steffen Ehrmann von der Universität Duisburg-Essen, der das Bürgerbarometer koordiniert und ausgewertet hat. „Die Befragten zwischen 30 und 69 nutzen meistens das Centro.“
Ehrmann führt das auf das Rundum-Sorglos-Paket des Centro mit Parkplätzen und Gastronomie zurück, das die familiäre Einkaufstour erleichtere. Auch Robbie Schlagböhmer aus Sterkrade sieht darin einen Grund. Und: „Mit der Galeria Kaufhof hat das Centro ein Kaufhaus, das die ganze Familie anspricht. Das ist etwas, was uns in Sterkrade fehlt.“ Dass mit Peek & Cloppenburg als Ankermieter im Erweiterungsbau ein ähnliches Angebot hinzukommt, trägt zur Besorgnis in Sterkrade bei. Aber: „Wir wollen nicht klagen, sondern versuchen, unseren eigenen Standort besser zu machen, etwa durch mehr Aufenthaltsqualität.“
Jeder Zehnte kauft außerhalb ein
Ein ebenfalls bemerkenswertes Ergebnis der Umfrage: Zehn Prozent machen ihre Einkaufstouren meistens außerhalb der eigenen Stadt. Das gilt vor allem für Alt-Oberhausener, aber auch unter den Teilnehmern aus Osterfeld und Sterkrade sind einige, die in erster Linie anderswo einkaufen. Ziel ist bei der Mehrheit von ihnen Essen, aber auch Dinslaken, Duisburg, Bottrop und Mülheim wurden von jeweils mehr als 20 der über 500 Befragten genannt.