Oberhausen. . Die Deutsche Polizeigewerkschaft hat der Stadt Oberhausen wegen der DSDS-Autogrammstunde im Centro „Komplettversagen“ vorgeworfen. OB Wehling weist die Vorwürfe zurück. Auch an den Bussteigen des Hauptbahnhofs gab es chaotische Szenen.

Auch am zweiten Tag nach dem Chaos mit 60 Verletzten bei einer Autogrammstunde von „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) in der Coca-Cola-Oase des Centros ist die Aufregung nicht verflogen. Nach der aus dem Ruder gelaufenen Autogrammstunde haben Bürger nun auch die chaotischen Zustände in Bussen und Bahnen kritisiert.

60 Verletzte im Centro

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    Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizei Gewerkschaft (DpolG), hat zudem die Stadt Oberhausen scharf angegriffen. Wendt warf in einem Zeitungsinterview der Stadt „Komplettversagen“ vor. Die Autogrammstunde hätte nie stattfinden dürfen. Oberbürgermeister Klaus Wehling wies die Kritik am Dienstag weit von sich. Stadt-Sprecher Rainer Suhr: „Der Oberbürgermeister legt großen Wert darauf, dass alle Beteiligten der Verwaltung und Feuerwehr im Vorfeld und bei der Veranstaltung selbst fachgerecht gearbeitet haben.“ Die getroffenen Maßnahmen vor Ort hätten im entscheidenden Moment zur Entschärfung der Situation beigetragen.

    Keine weitere Aktionen

    Das Centro kündigte als Veranstalter eine interne Aufarbeitung der verunglückten Veranstaltung an. So soll es bereits zu einer telefonischen Aussprache zwischen Centro-Geschäftsführer Frank Pöstges-Pragal und Oberbürgermeister Klaus Wehling gekommen sein. Ausführliche Gespräche sollen in einigen Tagen folgen, so Ordnungsdezernent Frank Motschull. Gegenstand der Gespräche soll dabei auch die zeitnahe Abstimmung großer Veranstaltungen sein. Die Autogrammstunde war erst drei Tage vorher telefonisch bei der Stadt angekündigt worden - obgleich diese nicht genehmigungspflichtig war. Motschull: „Von weitaus kleineren Veranstaltungen im Centro hatten wir in der Vergangenheit wesentlich früher und auf schriftlichem Weg erfahren.“

    Rat fordert Aufklärung

    Das Centro zeigt sich in einer neuerlichen Stellungnahme „tief betroffen“. Der Ansturm am Sonntag hätte gezeigt, dass TV-Formate über eine nicht kalkulierbare Fan-Struktur verfügen. Nach Gesprächen mit der „Deutschland sucht den Superstar“-Produktionfirma Grundy hatte das Centro mit 3000 bis 5000 Besuchern gerechnet. 4500 hatten zuletzt die Veranstaltung im Bochumer Ruhrpark besucht, die ebenfalls im Chaos endete. Im Centro sorgten letztlich 18 000 Fans für den Abbruch.

    Während RTL den Fortbestand solcher Autogrammstunden prüft, zieht das Centro Konsequenzen. Geschäftsführer Pöstges-Pragal: „Unsere Schlussfolgerung kann nur lauten, dass es derartige Veranstaltungen im Centro nicht mehr geben wird.“

    Bereits am Montag hatten Vertreter der Politik im Stadtrat eine lückenlose Aufklärung des Vorfalls gefordert und Konsequenzen für künftige Großveranstaltungen gefordert. Derweil widersprach die Einsatzleitung der Polizei den Aussagen, dass kurz nach dem Eintreffen der ersten Sicherheitskräfte eine zwanghafte Räumung des Geländes durch die Beamten vorgesehen war. „Diese Maßnahme, wie sie bei Bombendrohungen praktiziert wird, war während der Autogrammstunde im Centro nicht möglich und auch nicht nötig“, sagte ein Polizei-Sprecher. Über Lautsprecher wurden die DSDS-Fans zum Verlassen des Areals aufgefordert.

    Chaos auch am Hbf

    Doch nicht nur vor der Oase gab es knifflige Situationen. Viele Bürger kritisieren teils chaotische Situationen an den Bussteigen des Hauptbahnhofs. Augenzeuge Werner Kallenberg (77): „Wer am Sonntagmittag mit dem Bus vom Hauptbahnhof Richtung Centro fahren wollte, der musste bis zu zwei Stunden warten!“ Zwischenzeitlich war die ÖPNV-Trasse gesperrt, weil sich Personen auf der Fahrbahn aufhielten. Doch schon vorher kam es zum Gedränge: „Keiner hat an den Bussteigen den Zugang in die Fahrzeuge geregelt. Hunderte junger Leute wollten gleichzeitig in die Busse. Es gab keine Sonderwagen, kein Sicherheitspersonal.“ Auch viele ältere Leute hätten lange warten müssen. Die Stoag war am Dienstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.