60 Verletzte bei DSDS-Autogrammstunde im Centro Oberhausen
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Oberhausen. .
Die Autogrammstunde der DSDS-Kandidaten im Centro musste aus Sicherheitsgründen nach 15 Minuten abgebrochen werden. 60 Menschen wurden verletzt, 28 ins Krankenhaus gebracht. Das Centro macht auch RTL und zahlreiche Fans für das Chaos verantwortlich.
Neben den etwa 3000 Fans in der Oase wollten 15.000 weitere die DSDS-Stars sehen. "Die Situation draußen auf dem Vorplatz war schlicht nicht mehr beherrschbar", sagte Jens Knetsch, Pressesprecher des Centro Managements und damit des Veranstalters. Meldungen einer Massenpanik dementierten die Einsatzkräfte jedoch entschieden.
Geschimpft und geworfen
Das Ende der Aktion hatten den Fans Eventmanager Markus Remark und RTL-Moderatorin Nina Moghaddam um 15.15 Uhr von der Showbühne herab mitgeteilt. Der Moderator habe die Besucher aufgefordert, das Gebäude über die Fluchtwege langsam zu verlassen, die Eingänge seien kurzzeitig geschlossen worden, so Jens Knetsch. Eigentlich hätte die Oase wegen zahlreicher Fluchtwege innerhalb von zehn Minuten menschenleer sein können, jedoch sei ein Großteil der Fans der Ansage nicht gefolgt und einfach geblieben. Knetsch: "Einige haben uns sogar wüst beschimpft und Gegenstände auf die Bühne geworfen." Dennoch seien zunächst auch die sechs DSDS-Kandidaten um Publikumsliebling Sebastian Wurth vor Ort geblieben.
Schließlich forderte die Polizei, die mit 50 Kräften im Einsatz war, die Fans mit Lautsprecher-Durchsagen auf, das Areal zu verlassen. Polizei und Centro sprechen von etwa 18.000 Menschen, die die DSDS-Kandidaten sehen wollten. „Es waren zu viele Leute da. Das muss man einfach so sagen“, erklärte Knetsch für den Veranstalter, das Centro. RTL habe bei der Planung der Autogrammstunde lediglich 3000 bis 6000 Besucher angekündigt. "Schon bei 10.000", so Knetsch, "hätten wir das nicht durchgezogen, weil die Oase nicht für solche Massen ausgelegt ist. Es gibt keine andere Lösung mehr, als für Events dieses Formats große Hallen wie die KöPi-Arena anzumieten."
Beide Seiten - RTL und Centro - hatten sich auch an vergangenen DSDS-Autogrammstunden im Ruhrgebiet orientiert. In Duisburg wollten im März 2010 etwa 600 Jugendliche den Checker sehen, in den Bochumer Ruhrpark kamen anderthalb Monate später 4500 Fans. Allerdings waren seinerzeit beide Events eskaliert: 38 Polizisten sowie 25 Feuerwehrleute und Rettungskräfte waren nötig, um die Autogrammstunde mit dem damaligen Kandidaten Thomas „Checker" Karaoglan zu beenden, in Bochum endete eine Massenpanik mit 18 Verletzten.
Halle bereits ab 12.30 Uhr gesperrt
Der Knackpunkt am Sonntagnachmittag: Die draußen Schlange stehenden Besucher drängten trotz Lautsprecher-Durchsagen weiter Richtung Oase-Eingang. Das Problem sei entsprechend nicht in der Oase entstanden, sondern davor am Eingang, so die erste Einschätzung der Verantwortlichen. Bereits gegen 12.30 Uhr, zweieinhalb Stunden vor Beginn, habe der 30 Mann starke Sicherheitsdienst des Centro die Oase aufgrund des Ansturmes von Fans abgeriegelt. "Wir haben den Leuten vor der Tür über Lautsprecherdurchsagen schon um diese Zeit gesagt, dass all die, die noch draußen stehen, keine Autogramme mehr bekommen können und nach Hause gehen können", so Knetsch. Trotzdem drängelten immer mehr Menschen auf den Vorplatz. Später hätten die vorwiegend jungen Mädchen die Absperrungen des Sicherheitsdienstes schlichtweg überrannt.
In der Hitze und Enge seien mehrere Teenager zusammengebrochen, erklärte Stadt-Sprecher Ralf Terlau. Der Sanitätsdienst des Deutschen Roten Kreuzes, der die Autogrammstunde betreute, hatte nach den ersten Kreislaufzusammenbrüchen Unterstützung bei der Feuerwehr angefordert. Es wurde ein sogenannter „Massenanfall von Verletzten der Stufe 2“ ausgelöst, Hilfsorganisationen und etliche Rettungsdienstkräfte wurden alarmiert.
Drei Knochenbrüche
Auf dem Vorplatz der Coca-Cola-Oase bauten die Hilfskräfte drei Sanitätszelte auf, in denen 60 Menschen von 20 Sanitätern und drei Notärzten der Berufsfeuerwehr versorgt wurden. "Die Rettungskräfte mussten vor allem jungen Mädchen helfen, aber auch Jungs und Erwachsenen", berichtete Terlau. Die Diagnosen der Helfer: Kreislaufzusammenbrüche durch Dehydrierung und Quetschungen. Drei Fans erlitten Knochenbrüche. Bis zum Abend sprach Terlau von 28 mittel- bis schwerverletzten Menschen. Es waren ausnahmslos Teenager zwischen 12 und 17 Jahren, die zur weiteren Versorgung mit Rettungswagen in die umliegenden Krankenhäuser gebracht wurden.
Während sich der Autoverkehr rund ums Centro am späten Nachmittag entspannte und auch in der Coca-Cola-Oase der normale Betrieb wieder einsetzte, kam es im Nahverkehr den ganzen Nachmittag über zu etlichen Störungen. Der Centro-Bahnhof war vollkommen überfüllt, weil die Strecke ab 13 Uhr immer wieder gesperrt werden musste. Der Grund: Fans waren auf der Trasse zu Fuß unterwegs.
"RTL sollte sich überlegen, ob öffentliche Auftritte von DSDS-Kandidaten bei solch einem Andrang sinnvoll sind", kommentierte Markus Remark die Ereignisse am Sonntag. Bis Sonntagabend waren RTL und die zuständige Produktionsfirma Grundy nicht für eine Stellungnahme erreichbar.
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