Das Wetter hätte nicht besser sein können am Samstag. Nicht besser für das PKW-Sicherheitstraining der Verkehrswacht Oberhausen. Während auf der A 40 das (Wasser-)Chaos ausbrach, herrschten auf dem Verkehrsübungsplatz in Essen-Frillendorf beste Bedingungen, um die Fahrsicherheit zu üben: Der Asphalt ertrank auch dort in großen Pfützen. „Das sind optimale Voraussetzungen“, begrüßte dann auch Kursleiter Hans-Jürgen Rilke die knapp 15 Kursteilnehmer am frühen Samstag Morgen. „Realistischer geht es nicht.“

Doch bevor die Teilnehmer auf der regennassen Piste loslegen durften, ging es für ein bisschen Theorie erst einmal ins Trockene. Doch anstatt langweiliger Zahlen und Formeln gab es unmittelbar konkrete Verkehrssituationen zu beurteilen. Würde man einen LKW überholen, obwohl die Lücke vor ihm klein ist und bereits ein weiterer LKW entgegen kommt? Sofort brach eine große Diskussion los. Ergebnis: 15 Teilnehmer, 15 Meinungen. „So individuell wie ihr sind auch alle anderen Autofahrer: Jeder reagiert anders“, machte Hans-Jürgen Rilke an diesem Beispiel anschaulich klar. Es folgte eine Reihe weiterer Einschätzungen, die sich durch den ganzen Tag zog. Wie weit waren die Pylonen auf dem Übungsplatz entfernt? Wie schnell kann man im Slalom an ihnen vorbei fahren?

Das sollte nun die Praxis zeigen. Erst ging es mit 30 km/h um die Pylonen, dann mit 40, schließlich mit 50. Zwischendurch die Diskussion am Auto: Wie lenkt man eigentlich am besten? Und sitzt man eigentlich richtig im Auto? „Die Rückenlehne kann noch ein ganzes Stück nach vorne“, mahnt Kursleiter Hans-Jürgen Rilke bei einigen an. „Das fühlt sich aber komisch an“, ist eine Teilnehmerin mit ihrer Meinung nicht alleine. Doch Rilke hat so anschaulich Unfallbeispiele parat, dass alle schnell überzeugt sind. Wenn die Rückenlehne zu weit nach hinten geneigt sei, könne man bei einem Auffahrunfall sogar durch die Rückscheibe fliegen, erzählt er.

Um das zu vermeiden, wird weiter geübt. So schnell wie möglich im Kreis fahren und sich nur auf die elektronischen Stabilitätsprogramme des Autos verlassen oder eine Vollbremsung aus 50 km/h – Adrenalin pur. „Das ist schon cool“, steigt der 20-jährige Stephan Silbert hinterher wie alle Teilnehmer euphorisiert aus seinem Auto aus.

„Als Beifahrer ist es aber total ätzend“, hält Petra Euskirchen (48) augenzwinkernd dagegen. Selbst am Steuer, findet sie es aber auch nach 30 Jahren Fahrerfahrung spannend, „was das Auto so mit mir macht.“ In der Kreisfahrt ist es für alle überraschend, wie sehr die elektronischen Stabilitätsprogramme des Autos eingreifen. „Die Fahrhilfen greifen ein, wenn sie merken: Sie müssen“, erklärt Kursleiter Hans-Jürgen Rilke. „Aber sie heben die Grenzen der Physik nicht auf.“

So wird noch fleißig den ganzen Tag geübt – und vom Fahranfänger bis zur erfahrenen Autofahrerin kennt jeder Teilnehmer hinterher sein Auto ein bisschen besser. „Ich weiß jetzt besser, was ich bei Aquaplaning tun kann“, freut sich Niklas Köding (20). Der gleichaltrige Stephan Silbert hat schon seine Lehre daraus gezogen: „Ich werde noch vorausschauender und lieber etwas langsamer fahren“, sagt er. Mutter Birgit Silbert (48) freut sich: „Man braucht auch keine Angst mehr vor einer Vollbremsung haben – ich weiß jetzt, wie sich das anfühlt.“