Oberhausen. Die Besucher der Prunksitzung der Müllschlucker in Oberhausen hielt nichts auf ihren Sitzen. Komplett kostümiert feierten sie mit einer Super-Stimmung über viereinhalb Stunden lang: Musik, Tanz und Polonaise - nichts wurde ausgelassen.
Bei diesem Anblick musste eigentlich keiner schlucken: Als die Aktiven der LGK „Die Müllschlucker“ ihre zünftige „Polonaise Blankenese“ im ausverkauften Ebertbad anführten, hatten sich die Besucher längst freiwillig von ihren Plätzen erhoben.
„Hier fliegen gleich die Löcher aus dem Käse!“, ertönte es aus den Musikboxen, doch die Gesellschaft, die mit der hiesigen Müllverbrennungsanlage eng verbunden ist, musste ihre Gäste nicht künstlich animieren: Diese hatten offensichtlich längst „tonnenweise“ Spaß.
Ansagen des Sitzungspräsidenten aus dem Mülleimer
Es gibt keine andere Sitzung im Oberhausener Karneval, bei der ein Sitzungspräsident seine Ansagen aus einem Mülleimer vornimmt. Ralf Chrzan, den sich die Liricher von der KG Weiß-Grün Hoag ausgeliehen hatten, fühlte sich in dem „grünen Plastikbehältnis“ jedenfalls sichtlich wohl. Kein Wunder, schließlich war er beim mit viereinhalb Stunden üppig angelegten Programm nicht alleine in der Bütt.
Nachdem die Regenten der Stadt mit ihren Tanzgarden die Bühne sozusagen warm getanzt hatten, ließen es die folgenden Musiker nicht minder flott angehen. Die „Mennekrather“ und die „Oedinsche Jonges“ heizten dem Saal mit jecken Hits ein, bevor Komiker Jupp es allzu bunt trieb. Er hatte Ballons in allen Regenbogenfarben mitgebracht und knotete fortlaufend seltsame Skulpturen, die sich auch bestens als unkonventionelle „Verschönerung“ für die Gäste im Saal eigneten. So musste auch Hauptausschuss-Präsident Heiner Dehorn auf die Bühne - ihm wurde kurzerhand eine ganz persönliche „Krone“ aufgesetzt.
Ordentlich über Nachbarstädte hergezogen
Ob er die Luftballon-Pyramide, die ihm der Künstler kurzerhand auf den den Kopf setzte, auch mit ins heimische Wohnzimmer nahm, wurde leider nicht dokumentiert. Sicher blieb dagegen: Sängerin Rosita mochte es, ordentlich über die Nachbarschaft zu lästern.
So berichtete die Stimmungssängerin von eigenen Erfahrung aus der Aachener Innenstadt. „Dort wurden die gelben Tonnen abgeschafft, weil die Holländer drinnen immer telefonieren wollten.“ Anschließend durfte sie ihren Scherz gleich noch musikalisch untermauern. Den „Traum von Amsterdam“ konnten die meisten Gäste im Saal problemlos mitsingen.
Sollten niederländische Gäste im Ebertbad mitgefeiert haben, man hätte sie nur schwer erkennen können: Schließlich bitten die Müllschlucker traditionell zu einer Kostümsitzung und ihre Gäste halten sich daran. So konnte das Publikum Schlümpfe mit reichlich blauer Schminke im Gesicht in freier Wildbahn beobachten. Da passte es gut ins Bild, dass sich die Liricher bei ihrer Überraschungsshow selbst ordentlich in Schale geschmissen hatten. Sie spielten einfach den Schulmädchenreport in ihrer eigenen (jugendfreien) Fassung nach und galoppierten mit Bonanza in den wilden Westen.
Applaus gab es für das Finale reichlich.