Oberhausen. .

Trotz Automaten und Internet legen viele Kunden der Deutschen Bahn immer noch Wert auf persönliche Beratung. Die WAZ hat den Mitarbeitern im Reisezentrum im Oberhausener Hauptbahnhof eine Stunde lang über die Schulter geschaut.

„Wunderbar, hier sitzen echte Menschen“, freut sich Cornelia Bevermeier, als sie das Reisezentrum der Deutschen Bahn am Oberhausener Hauptbahnhof betritt. Am Schalter wird sie von Erich Mentzel bedient, der ihr prompt den richtigen Tarif für das gewünschte Zugticket nach Lübeck nennen kann.

„Schauen Sie mal hier, mein Verzweiflungskunstwerk“, sagt Bevermeier und zeigt Mentzel einen Zettel, der übersät ist mit Kästchen, Strichen und Kreuzen. „Den habe ich gestern während des Telefonats mit der Ticket-Hotline bemalt. Der Zettel sieht toll aus, ein Ticket ist bei dem Gespräch aber nicht rumgekommen“, so die Kundin. In Zeiten von Automaten und Technik legen die Kunden also doch noch Wert auf persönlichen Kontakt. Die WAZ hat den Mitarbeitern im Reisezentrum eine Stunde lang über die Schulter geschaut.

Familiäre Atmosphäre

„Wir sind hier Ansprechpartner für alles: Ob Kauf von Kurzstreckentickets über Fahrplanauskünfte bis hin zu Hotelbuchungen – alles ist bei uns möglich“, erzählt Erich Mentzel. Seit 1984 ist er im Reisezentrum in Oberhausen tätig, kennt daher schon viele seiner Kunden. „Die Atmosphäre hier ist sehr familiär, hier wird man schon mal mit Handschlag begrüßt. Viele warten auch und lassen andere Kunden vor, wenn sie zu einem bestimmten Kollegen möchten“, weiß Mentzel. Ob Fahrten nach Lüdenscheid oder Offenburg – das passende Ticket ist schnell gefunden. „Schwierig wurde es, als ein Kunde fest davon überzeugt war, nach Ramagan zu wollen“, erzählt Mentzel schmunzelnd. „Da frage ich den Kunden dann, ob er weitere Angaben habe. Nach langer Diskussion stellte mein felsenfest überzeugter Kunde dann fest, dass er Remagen meinte.“

Es kam auch schon vor, dass ein Kunde nach Großkönigdorf wollte. Der Ort war dem System ebenfalls unbekannt. „Der ältere Herr erzählte mir, dass man mit einem guten Pferd in etwa einer Stunde da sei“, plaudert Mentzel aus dem Nähkästchen. „Da fängt man schon an, sich Gedanken zu machen. Von der Zeit her hätte der Ort bei Duisburg sein müssen. Allerdings haben wir dann festgestellt, dass der Kunde nur Badelatschen trug und aus dem Altenheim weggelaufen war.“

"Oberhausener sind angenehm und geduldig"

Die Oberhausener Kunden seien laut Mentzel sehr angenehm und geduldig. Gerade bei der Kälte und den vielen Verspätungen in den vergangenen Wochen seien viele Kunden ruhig geblieben. Mentzel: „Natürlich war der eine oder andere verärgert, aber das ist normal.“

Erich Mentzel arbeitet in einem achtköpfigen Team, Teamleiter ist Frank Tschesche. „An den Hauptverkehrstagen, freitags und sonntags, ist im Reisezentrum am meisten los. Natürlich versuchen wir immer, so gut wie möglich auf die Wünsche der Kunden einzugehen. Häufig wünschen sich die Kunden Sitzplätze in der Nähe der Toiletten oder auch Sitzplätze neben netten jungen Damen“, zwinkert der Teamleiter.

An eine Begebenheit wird sich Tschesche immer erinnern. „Es gibt hier einen Obdachlosen, der regelmäßig mit einer Socke voll Kleingeld ankommt und es sich wechseln lässt“, so der Teamleiter schmunzelnd. „Er freut sich, das Kleingeld los zu sein und wir müssen weniger Wechselgeld bestellen.“