Oberhausen. .
Das Bistum Essen hüllt sich zu kritischen Fällen in Schweigen: In Sachen des beurlaubten Propstes Mezger wie auch in der Stadtdechantenfrage fehlen klare Ansagen. Und erst Recht nicht zu der Kündigung einer Putzfrau, die eine Frau ehelichte.
Die hohe Kunst des „Mauerns“, die das Bistum Essen derzeit gleich in mehreren Fällen betreibt, ist nichts anderes als eine absolut desaströse Informationspolitik. Weder in Sachen des seit Anfang August beurlaubten Propstes Mezger noch in der Stadtdechantenfrage gibt es klare Ansagen. Und erst Recht nicht zu der Kündigung einer Putzfrau, die gehen musste, weil sie eine Frau ehelichte.
Ein Mantel des Schweigens umhüllt die Vertreter des Bistums. In der Gerüchteküche der Großpfarrei St. Clemens in Sterkrade brodelt es indes längst. „Propst Mezger ist wieder in der Stadt, er wurde für nicht schuldig befunden“, teilte ein Gemeindemitglied der WAZ mit.
Wieder in Oberhausen
„Ich bin schon eine ganze Weile wieder in Oberhausen“, bestätigte Mezger gegenüber der Redaktion. Ob ihn die bischöfliche Kommission tatsächlich für nicht schuldig erklärt habe? „Es ist nicht an mir, mich selber rein zu waschen“, verweist der Pfarrer an die Verantwortlichen in Essen. Der 51-Jährige war von Bischof Franz-Josef Overbeck beurlaubt worden, weil er gegen den Zölibat verstoßen haben soll. Overbeck setzte eine Kommission ein, die klären sollte, ob die Vorwürfe berechtigt sind.
Die Kommission soll jetzt angeblich zu einem Ergebnis gekommen sein. Doch das Bistum hat es mit einer Stellungnahme nicht eilig: „Solange ich hier in der Pressestelle keine schriftliche Erklärung vorliegen habe, kann ich nichts sagen“, so Bistumssprecher Ulrich Lota. Er bestätigte lediglich: Klar, Mezger sei wieder zu Hause. Lota: „Er hat noch keine andere Wohnung.“ Noch?
Während das Bistum immer noch schweigt, erklären selbst Kollegen des Propstes: „Die bischöfliche Kommission hat Mezger von den Vorwürfen freigesprochen.“ Ja, Mezger, solle es sogar schriftlich vorliegen haben, dass er für nicht schuldig befunden worden sei, was wiederum ein Gemeindemitglied mitteilte.
„Natürlich arbeite ich“
Na, ist doch wunderbar, könnte man da denken. Mezger bleibt in Sterkrade, er nimmt seine Arbeit wieder auf. Allein, so einfach ist es nicht. „Natürlich arbeite ich“, sagte der Probst, „aber nicht in dem Bereich, in dem ich hier eigentlich arbeiten sollte.“
Wie es weitergeht für Mezger und mit der Großpfarrei St. Clemens mit acht Gemeinden und 38 000 Katholiken, wird die Menschen also wohl noch so lange beschäftigen, bis die Bistums-Vertreter ihr Schweigen brechen. Nach Informationen unserer Zeitung will der Bischof Mezger versetzen, der Pfarrer hingegen möchte bleiben. Nicht entschieden hat der oberste Hirte im Ruhrbistum bislang über das Votum der katholischen Stadtkonferenz, die bereits Anfang Oktober vermutlich den neuen Pfarrer an Herz Jesu, Dr. Peter Fabritz, als Nachfolger von Dr. Michael Dörnemann zum Stadtdechanten vorgeschlagen hat. Auch hier müssen die „Schäfchen“ warten. Auch, weil Verantwortliche vor Ort sich viel Zeit ließen, ihr Votum weiter zu leiten.
Kein Sterbenswort gibt es zudem von der Pressestelle des Bistums zu der Kündigung einer Putzfrau, die nachts in einem Oberhausener Kindergarten arbeitete. Sie musste gehen, weil sie heiratete. Pech nur, dass ihre große Liebe eine Frau war. Geregelt sind solche Dinge in der „Grundordnung für den kirchlichen Dienst“. Jeder Mitarbeiter der katholischen Kirche, so Bistumssprecher Lota, wisse, unter welchen Bedingungen sein Arbeitsverhältnis steht. Allgemein, explizit aber nicht auf den Fall im Kindergarten Heilige Familie bezogen, räumt Lota ein: „Es wird in einer zunehmend säkularen Welt immer schwieriger, solche Entscheidungen zu vermitteln.“
Wohl wahr, dann lieber gar nichts sagen und „mauern“.