Sagen wir mal, Bernward Mezger wäre schwul und würde sich Männer suchen. Ein Alleinstellungsmerkmal hätte er damit nicht, es gibt sogar Regierende Bürgermeister und Vizekanzler, die sich zum „Andersleben“ bekennen. Nun ist Mezger katholischer Geistlicher und hat sich damit freiwillig bestimmten Regeln unterworfen. Davon hat er – falls die Vorwürfe stimmen – eine wesentliche verletzt. Dafür hat der Arbeitgeber Kirche nur zu Teilen Verständnis, er wird sich also kirchendisziplinarrechtlich was einfallen lassen. So weit, so gut – oder schlecht.

Mezgers Widerpart in der vermeintlichen Privatsache zwischen zwei Figuren, die sich in herzhafter Abneigung verbunden sind, ist ein Mann aus dem öffentlichen Leben, er ist vom Rat der Stadt gewählter Bürgermeister. Das erst macht die Angelegenheit, die zunächst allein die Familie Broß, den Kirchenmann Mezger und wenig später auch nur einen überschaubaren Kreis gläubiger Christen betraf, zum Politikum.

Hätte Broß es nicht belassen können bei dem Gespräch mit Mezger? Musste er das Bistum informieren, obwohl Mezger ihm zugesagt hatte, dies selbst tun zu wollen? Ist er – möglicherweise getrieben von so etwas wie „heiligem Zorn“ – zum Denunzianten geworden? Und: Hat der Stiefsohn vielleicht ein Stückchen geschwindelt?

Das sind Fragen, auf die er Antworten finden muss. Das ist eine ganz harte Nummer, in der Broß sich gerade befindet.